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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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<strong>zur</strong> Verantwortung zu erziehen, soziale und öffentliche Verantwortung zu übernehmen,<br />

Befriedigung durch berufliche Leistung zu erreichen, eine persönliche<br />

Beziehung zum Ehepartner aufzubauen, Anpassung an physiologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen und an das Älterwerden <strong>der</strong> eigenen Eltern zu vollziehen.<br />

Bei dieser deutlich normativen Setzung stellt sich die Frage, welcher Spielraum<br />

für interindividuelle Unterschiede o<strong>der</strong> kulturellen Wandel offen bleibt.<br />

Diesem Anspruch werden neuere Differenzierungen des Begriffes Entwicklungsaufgaben<br />

eher gerecht. Oerter (1978) macht darauf aufmerksam, daß<br />

die Entsprechung von individueller Leistungsfähigkeit und Umweltstrukturen,<br />

die <strong>zur</strong> Erfüllung <strong>der</strong> sozio-kulturellen Entwicklungsnorm vorhanden sein muß,<br />

nicht immer gegeben ist. Vielmehr zeigt er ein dynamisches Wechselspiel zwischen<br />

beiden Faktoren auf. Entwicklungsnormen werden auch nicht einheitlich<br />

über verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen vertreten. Das Individuum<br />

heute muß zum Teil wi<strong>der</strong>sprüchliche Anfor<strong>der</strong>ungen nach eigenen<br />

Standards integrieren, z.B. Anfor<strong>der</strong>ungen hinsichtlich einer beruflichen Karriere<br />

und <strong>der</strong> Übernahme von familiären Aufgaben.<br />

Entwicklungskrise<br />

Im Gegensatz zu akzidentellen Krisen, d.h. situativ bedingten Belastungssituationen,<br />

stellen Entwicklungskrisen nach Erikson (1976) eine Sequenz von<br />

normativen psychosozialen Krisen im Verlaufe des menschlichen Lebenslaufs<br />

dar. Der entwicklungspsychologische Grundgedanke besteht darin, daß das<br />

Individuum zu bestimmten Zeitpunkten seiner Entwicklung mit psychosozialen<br />

Aufgaben konfrontiert wird, <strong>der</strong>en Bewältigung o<strong>der</strong> Nichtbewältigung darüber<br />

entscheidet, ob die weitere Entwicklung einen günstigen o<strong>der</strong> ungünstigen<br />

Verlauf nimmt. Zentral an diesen insgesamt acht krisenhaften Phasen ist ihr<br />

potentieller Wert für eine „gesunde“ Persönlichkeitsentwicklung. Für das frühe<br />

Erwachsenenalter wird als kritische Aufgabe die Herstellung von Intimität<br />

(gegenüber Isolierung) aufgestellt, darauf folgt die Aufgabe <strong>der</strong> Generativität<br />

(gegenüber Stagnation), die beide wie<strong>der</strong>um Voraussetzung für persönliche<br />

Integrität im späten Erwachsenenalter darstellen.<br />

Eriksons ursprüngliche Theorie von Entwicklungskrisen wird zwar als sehr global<br />

beurteilt, sie konnte jedoch in Teilen spezifiziert und zum Teil empirisch überprüft<br />

werden (vgl. Whitbourne/Weinstock, 1982, für Identitäts- und Intimitätsbegriffe).<br />

Das beson<strong>der</strong>e Verdienst Eriksons kann darin gesehen werden, daß er den<br />

Krisenbegriff von seiner einseitigen negativen Konnotation befreit hat. Die entwicklungsför<strong>der</strong>nde<br />

Funktion von Krisen wird weiter ausgedehnt in <strong>der</strong> dialektischen<br />

Position von Riegel, in <strong>der</strong> Krisen durch Konflikte und Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

zwischen verschiedenen Entwicklungsebenen (biologische, psychologische,<br />

kulturell-soziale und materiell-physikalische) entstehen. Allerdings ist<br />

es erfor<strong>der</strong>lich, diesen wertbezogenen Entwicklungsbegriff i.S. einer qualitativen<br />

Höher- o<strong>der</strong> Weiterentwicklung zu ergänzen durch genaue Kriterien, die<br />

einer solchen Bewertung zugrunde liegen. Schritte in diese Richtung, die auf<br />

empirischer und begriffslogischer Analyse beruhen, beschreibt Brandtstädter<br />

(1982).

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