Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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Gerd Doerry<br />
Zum Anregungspotential sozialpsychologischer<br />
Forschungsergebnisse für die Lehr-Lernforschung<br />
in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
Einleitung<br />
Horst Sieberts Leitfrage für unsere Arbeitsgruppe, was die Gründe für das<br />
Stagnieren <strong>der</strong> Lehr-Lernforschung sind (Siebert, 1985 a, S.1), hat mich dazu<br />
angeregt zu fragen, ob wir die Anregungspotentiale <strong>der</strong> für diesen Forschungsbereich<br />
relevanten Teildisziplinen unserer Nachbarwissenschaften Psychologie<br />
und Soziologie nicht stärker ausschöpfen sollten. Denn diese Hilfswissenschaften<br />
stellen meiner Ansicht nach eine ebenso wichtige Quelle für Forschungsfragen<br />
und -hypothesen dar wie das Erfahrungswissen <strong>der</strong> Praktiker. Während<br />
das Erfahrungswissen <strong>der</strong> Praktiker erst erschlossen werden muß – die<br />
ersten Schritte in dieser Richtung verdanken wir vor allem Siebert (1979; 1983)<br />
und Gieseke (1980) –, liegen die Forschungsergebnisse <strong>der</strong> genannten Hilfswissenschaften<br />
schon in einer Reihe systematischer Darstellungen vor und<br />
könnten unter bestimmten erwachsenenpädagogischen Fragestellungen gesichtet<br />
werden. Eine solche Sichtung könnte dazu beitragen, den Horizont des<br />
Forschers im Entdeckungszusammenhang <strong>der</strong> Lehr-Lernforschung über die<br />
Topoi <strong>der</strong> Praktiker wie über die eigenen, oft forschungspragmatisch bedingten<br />
Akzentuierungen hinaus zu erweitern und damit zu neuen, spannenden,<br />
möglicherweise auch deshalb für die Praxis interessanten Forschungsfragen<br />
an<strong>zur</strong>egen.<br />
Der Ausgang von erwachsenenpädagogischen Fragestellungen und die Kontinuierlichkeit<br />
<strong>der</strong> Sichtung könnten die Gewähr dafür bieten, daß ein <strong>der</strong>artiges<br />
Unternehmen nicht in die – nur wenig <strong>zur</strong>ückliegende – Phase <strong>der</strong> Erwachsenenpädagogik<br />
<strong>zur</strong>ückfällt, in <strong>der</strong> „die Nachbarwissenschaften wahllos<br />
als ‚Steinbruch‘ benutzt“ wurden „und die Theoriediskussion sich bedingungslos<br />
heute zum Beispiel auf die Psychoanalyse und morgen auf die Ethnomethodologie“<br />
einließ (Siebert, 1985 b, S. 587).<br />
Ich werde im Hauptteil meines Referats zunächst präzisieren, was ich unter<br />
dem Anregen-Lassen von vorliegenden Forschungsergebnissen verstehe (1.).<br />
Ich werde sodann die Wahl <strong>der</strong> Sozialpsychologie als Beispiel für Anregungspotentiale<br />
in den Hilfswissenschaften <strong>der</strong> Erwachsenenpädagogik begründen (2.).<br />
Im Anschluß daran werde ich anhand einer eigenen Fragestellung zu zeigen<br />
versuchen, daß viele relevante Befunde, Hypothesen, Theorieansätze usw.<br />
vorliegen, <strong>der</strong>en Umsetzung in Forschungsfragen und tentative Hypothesen<br />
für die Lehr-Lernforschung lohnend sein könnte (3.). Abschließend werde ich