Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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ten Jahrzehnt Biographieforschung, Psychologie <strong>der</strong> Lebensspanne und Selbstkonzeptthematik<br />
erfahren haben. Wenn es auch noch selten <strong>zur</strong> Erforschung<br />
von Lernbiographien gekommen ist, Lebensgeschichte und Lebenslauf mit je<br />
eigenen Kategorien untersucht werden, so ist doch die traditionelle Abgrenzung<br />
<strong>der</strong> Disziplinen überwunden. Dies wird mit <strong>der</strong> umfangreichen, hier leicht<br />
gekürzten Sammelrezension von Peter Alheit dokumentiert, <strong>der</strong> auch einem<br />
selbstkritischen Ton Raum gibt und Zukunftsperspektiven aufweist. Lebensgeschichte<br />
und Lernprozesse berühren sich in <strong>der</strong> Krisenbewältigung. Der<br />
Beitrag von Erika Schuchardt dokumentiert, wie das Zusammenspiel von Forschung<br />
und Lernarbeit ergiebig werden kann. Wenn bei Alheit von <strong>der</strong> „Grammatik<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeitskonstruktion“ die Rede ist, so wird dies indirekt auch<br />
noch in seiner Bildungsrelevanz bei <strong>der</strong> Kommentierung <strong>der</strong> Psychologie <strong>der</strong><br />
Lebensspanne von Gabriele Gloger-Tippelt spürbar. Was traditionell als das<br />
für <strong>Erwachsenenbildung</strong> Relevante <strong>der</strong> Psychologie angesehen wird, findet<br />
sich sodann in dem Literaturbericht von Helmuth Skowronek <strong>zur</strong> Frage des<br />
Lernens als Informationsbearbeitung. Daß das Anregungspotential aber weitgehen<strong>der</strong><br />
sein kann, zeigt sich bei dem, was Gerd Doerry <strong>der</strong> Kommission<br />
<strong>Erwachsenenbildung</strong> <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft<br />
vorgetragen hat. Angesichts <strong>der</strong> Bedeutung, die <strong>der</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> Lebenszeit<br />
heute zukommt, erschien es zudem angemessen, den perspektivenreichen<br />
gerontologischen Lagebericht aufzunehmen, den Barbara Fülgraff unter dem<br />
Titel „Neue Forschungsfel<strong>der</strong>: Beispiel Alternsbildung“ bietet.<br />
Zu dem, was in den letzten beiden Jahrzehnten mehr und mehr Beachtung<br />
verlangt hat und auch auf das Bildungsverhalten <strong>zur</strong>ückwirkt, gehört <strong>der</strong> Einfluß<br />
<strong>der</strong> Medien, insbeson<strong>der</strong>e des Fernsehens. Dazu wurde hier eine Darstellung<br />
des Schweizer Forschers Ulrich Saxer aufgenommen, die als ausgewogen und<br />
zugleich präzise bezeichnet werden kann. Ihr vorauf geht eine nochmalige<br />
Perspektive auf den Sozialisationsprozeß, hier nun von Klaus Hurrelmann u.a.,<br />
mit deutlichem Bezug auf den biographischen Teil des Bandes und insofern<br />
erwachsenenbildungsrelevant, ohne ausdrücklich darüber zu sprechen. Am<br />
Schluß steht noch ein mit eigener empirischer Studie unterbauter Sammelbericht<br />
von Hiltrud Schrö<strong>der</strong> über ein spezielles, <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
eigenes Thema, den Teilnehmerschwund.<br />
Bei dem begrenzten Umfang sind hier nur Teilaspekte, diese aber von zentraler<br />
Bedeutung, berührt. Vor allem könnte <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> <strong>Bezugswissenschaften</strong><br />
noch wesentlich erweitert werden. Neben <strong>der</strong> Sprachwissenschaft als Bezugswissenschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong>, <strong>der</strong> ein gleichnamiger Band <strong>der</strong> Reihe<br />
„Theorie und Praxis <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong>“ gewidmet wurde, ist etwa<br />
auch an Ökonomie und Jurisprudenz zu denken. Es war aber eine Konzentration<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Nach reiflicher Überlegung erfolgte sie auf das, was für<br />
Lehr-Lern-Prozesse unmittelbar relevant ist und wohl prozessualen, aber nicht<br />
willkürlichen Verän<strong>der</strong>ungen unterliegt. Dies erschien gerade auch bei <strong>der</strong><br />
aktuellen Funktion <strong>der</strong> Bände, die in den allgemeinen Vorbemerkungen erläutert<br />
wurde, gerechtfertigt.<br />
Hans Tietgens