06.01.2013 Aufrufe

Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

141<br />

de bzw. Ursachen zuschreibt“ (Six, 1983, S.122).<br />

b) Einzelbefund<br />

„Die Zuordnung von Gründen o<strong>der</strong> Ursachen kann prinzipiell auf zwei Instanzen<br />

verteilt werden: auf die eigene Person o<strong>der</strong> auf Umweltfaktoren,<br />

zu denen auch an<strong>der</strong>e Personen gerechnet werden können. Rotter (1954)<br />

hat im Rahmen <strong>der</strong> von ihm entwickelten Sozialen Lerntheorie ein Persönlichkeitskonstrukt<br />

vorgelegt, das er als ‚locus of control‘ (Kontrollüberzeugung<br />

…) bezeichnet hat, und versucht damit, generalisierte Erwartungshaltungen<br />

o<strong>der</strong> Persönlichkeitsstile zu beschreiben, wonach sich Personen dadurch<br />

unterscheiden, ob sie glauben, durch ihr eigenes Verhalten wichtige<br />

Ereignisse kontrollieren zu können (interne Kontrolle) o<strong>der</strong> nicht (externe<br />

Kontrolle). In <strong>der</strong> Attributionsforschung wird diese Forschungstradition<br />

insofern fortgesetzt, als sowohl nach <strong>der</strong>artigen Attributionsstilen wie<br />

nach den Bedingungen gesucht wird, unter denen eher personintern bzw.<br />

personextern attribuiert wird“ (Six, 1983, S. 123 f.).<br />

c) Kommentar<br />

Rotters Hypothese legt die Vermutung nahe, daß für Teilnehmer, die <strong>zur</strong><br />

personexternen Attribution neigen, <strong>der</strong> Dozent, aber auch die an<strong>der</strong>en Teilnehmer<br />

eine höhere Valenz für die Erreichung <strong>der</strong> eigenen Ziele haben.<br />

Insofern könnte dieser Attributionsstil mit relativ hohen Erwartungen an den<br />

Dozenten, vor allem im Hinblick auf den Grad seiner Situationskontrolle<br />

(= Leitung) und didaktischen Unterstützung (z.B. Verständlichkeit), verbunden<br />

sein. Hinter solchen Erwartungen <strong>zur</strong>ückbleibendes, beson<strong>der</strong>s aber<br />

ihnen wi<strong>der</strong>sprechendes Verhalten (z.B. teilnehmerorientierter Leistungsstil)<br />

müßte dann Ängste, die eigenen Ziele nicht erreichen zu können, und gegebenenfalls<br />

auch aggressives Verhalten auslösen. Die Aggressionen<br />

könnten allerdings bei vorhandener Furcht vor einem hohen Sanktionsrisiko<br />

auf an<strong>der</strong>e Teilnehmer verschoben werden.<br />

Zwei weitere Hypothesen dürften indessen zu einer Differenzierung dieser<br />

Vermutung unter Berücksichtigung weiterer Persönlichkeitsmerkmale<br />

veranlassen: einmal die schon behandelte „Hypothesentheorie <strong>der</strong> Wahrnehmung“<br />

(s.o.), zum an<strong>der</strong>en die Hypothese <strong>der</strong> Repressivität in <strong>der</strong> sozialen<br />

Wahrnehmung (Bruner u. McGinnis, 1948; zit. nach Irle, 1975, S.114).<br />

Im Sinne <strong>der</strong> Teilhypothese <strong>der</strong> „Hypothesentheorie“, die von einer hohen<br />

Än<strong>der</strong>ungsresistenz von Wahrnehmungshypothesen ausgeht, die in ein kognitives<br />

System integriert sind, müßten mindestens personextern attribuierende<br />

Teilnehmer mit positiven Erwartungen an Dozenten eine höhere Frustrationstoleranz<br />

gegenüber erwartungswidrigem Verhalten haben. Die<br />

Hypothese <strong>der</strong> Repressivität in <strong>der</strong> sozialen Wahrnehmung, <strong>der</strong>en Nähe<br />

zum psychoanalytischen Konstrukt <strong>der</strong> „Verdrängung“ nicht zu übersehen<br />

ist 8 , basiert auf Untersuchungen, bei denen Probanden Stimuli, die ihr<br />

Selbstverständnis bzw. Selbstwertgefühl zu bedrohen geeignet waren (z.B.<br />

obszöne Worte), nicht wahrnahmen bzw. nicht als solche identifizierten 9 .<br />

Diese Hypothese ließe ein ähnliches Ergebnis erwarten wie die eben be-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!