Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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Klaus Ahlheim
Diskursethik in der Erwachsenenbildung –
Faszination und Anwendungsprobleme
Zumindest in den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Theoretiker der
Erwachsenenbildung mit dem Problem der Ethik allenfalls am Rande befaßt.
Das ändert sich gerade, angesichts eines allgegenwärtigen Krisenbewußtseins
gewinnen Fragen der Ethik, der Moral, der Gerechtigkeit und der Verantwortung
auch in der Erwachsenenbildungsdiskussion an Bedeutung. Als die Kommission
Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
– durchaus meinungsbildend und sicher im Trend – 1990 ihre Jahrestagung
veranstaltete, hatte sie sich „Ethische Prinzipien der Erwachsenenbildung“
zum Thema gewählt und im Tagungsuntertitel leicht orakelnd gefragt:
„Verantwortlich für was und vor wem?“ Den Grundtenor ihrer Tagung hatte die
Zunft der Erwachsenenpädagogen in Anlehnung an den dänischen systematischen
Theologen K.E. Logstrup verwaschen-theologisch so formuliert: „Unter
der Perspektive, daß Verantwortung als Antwort auf ein Gefordertsein grundsätzlich
ein zweiseitiges Verhältnis darstellt, zum einen im Verantwortlichsein
für einen anderen, zum anderen im Verantwortlichsein vor einem Dritten besteht,
nahmen wir Fragen nach der Verantwortlichkeit erwachsenenpädagogischen
Handelns auf“ 1 . Und jetzt, ein Jahr später, macht die Deutsche Evangelische
Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung aus Anlaß ihres 30jährigen
Bestehens ebenfalls das Problem der Ethik zu ihrem Thema, allerdings –
verkehrte Welt – das Thema einer „Ethik ohne Metaphysik“, und setzt sich mit
der Diskursethik und ihren pädagogischen Implikationen auseinander.
Nun denn, Sie haben mit dieser Ethikkonzeption einen Diskussionsstrang
aufgenommen, der für den gesamten Bereich der Erwachsenenbildung auf
den ersten Blick interessante Anknüpfungspunkte bietet, und Sie haben damit
– darauf werde ich am Ende meiner Ausführungen kurz eingehen – die
Aktualisierung eines innerkirchlichen Konflikts um die Erwachsenenbildung
zumindest in Kauf genommen.
Versucht man, die philosophisch-abstrakte Diskussion um die Diskursethik auf
die bildungspolitische, bildungstheoretische, gar didaktische Ebene „herunterzubuchstabieren“,
entdeckt man zunächst Faszinierendes. Bildung, so hat
W. Klafki „Konturen eines neuen Allgemeinbildungskonzepts“ beschrieben,
bedeute heute, „ein geschichtlich vermitteltes Bewußtsein von zentralen Problemen
der gemeinsamen Gegenwart und der voraussehbaren Zukunft gewonnen
zu haben, Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher
Probleme und Bereitschaft, sich ihnen zu stellen und am Bemühen um
ihre Bewältigung teilzunehmen“ 2 . „Schlüsselprobleme“ unserer Gegenwart und
Zukunft wie etwa die Friedens- und Umweltfrage, müßten gelöst werden, so