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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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Wi<strong>der</strong>stand gegen die Bedrohung menschlicher Individualität verweisen. Erinnern<br />

wir uns an Höl<strong>der</strong>lin: ‚Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.‘<br />

Je mehr das Menschliche gefährdet ist, desto mehr regt sich die Sorge um<br />

den Einzelnen.“ Und Peter Alheit begründet (1984, II, 31): „Die Bedrohung bis<br />

dahin selbstverständlichen Lebensablaufs – <strong>der</strong> objektive Perspektivverlust<br />

angesichts vielfach unvermeidlicher Arbeitslosigkeit, die sichtbare Zerstörung<br />

natürlicher Umwelt, die ‚Verdatung‘, ‚Verkabelung‘, ‚Nuklearisierung‘ <strong>der</strong> natürlichen<br />

Existenz – macht die Frage nach dem ‚Leben‘ schlicht <strong>zur</strong> Überlebensfrage.“<br />

2. Methodologische und methodische Anfragen<br />

Parallel <strong>zur</strong> Hochkonjunktur des Autobiographischen hat sich eine Vielzahl von<br />

<strong>Beiträge</strong>n zu methodologischen und methodischen Aspekten geäußert. Während<br />

Jürgen Hennigsen (1982) darauf hinwies, daß es 1960 noch eine Ausnahmeerscheinung<br />

war, von dem ‚und‘ im Zusammenhang von ‚Autobiographie und<br />

Erziehungswissenschaft‘ zu sprechen, eröffnete Peter Alheit (1984) die Diskussion<br />

um ein möglicherweise erfor<strong>der</strong>lich gewordenes ‚Biographien-Paradigma‘.<br />

Dazu leistete er die verdienstvolle Arbeit, den Stand <strong>der</strong> Biographieforschung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> aufzuarbeiten. Unter Berücksichtigung<br />

von ca. 120 Titeln legte er als Ergebnis einen Aufsatz vor, <strong>der</strong> im Charakter<br />

eines ‚bibliographical essays‘ (1984, Teil I, Teil II) versuchte, langjährige theoretische<br />

und empirische Forschung zusammenzufassen und sie für die aktuelle<br />

theoretische Debatte nutzbar zu machen. Alheit zielt damit einerseits auf<br />

leichtere Zugänge <strong>zur</strong> interdisziplinären Diskussion wie an<strong>der</strong>erseits auf För<strong>der</strong>ung<br />

notwendiger Verständnisprozesse über ein denkbares ‚Biographie-Paradigma‘.<br />

Dahinter steht als Programm die langjährige Suche Daniel Bertauxs<br />

nach einer ‚paradigmatischen Grundorientierung‘, die jene fragwürdig gewordene<br />

disziplinäre Ausdifferenzierung thematisch überwindet und am Fokus des<br />

Lebenslaufs und <strong>der</strong> Lebensgeschichte neu orientiert (Bertaux 1981, 31), letztlich<br />

mit dem Ziel, Biographie gleichsam als Orientierungsparadigma zu etablieren.<br />

Alheit beschreibt resümierend den Status gegenwärtiger Biographieforschung:<br />

„Sie besteht aus einer Reihe hochinteressanter ‚Kunstlehren‘ im<br />

Spannungsfeld zwischen dem narrationsstrukturellen Ansatz Fritz Schützes<br />

und Oevermanns ‚objektiver Hermeneutik‘ … Die Relevanz biographisch orientierter<br />

Forschungen, namentlich die Bedeutung einer Interpretation erzählter<br />

Lebensgeschichten, liegt eher auf pragmatischer Ebene“ (1984, II, 47). Im<br />

folgenden soll darum im Rahmen dieses kurzen Beitrags auf die Problematisierung<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Ansätze verzichtet werden (vgl. dazu auch<br />

Schuchardt 1985), vielmehr soll unter diesem pragmatischen Aspekt aus eigener<br />

Forschung berichtet werden. Im übrigen hat Horst Siebert in <strong>der</strong> Einführung<br />

zu meiner Forschungsarbeit „Krise als Lernchance – Analyse von 331<br />

Lebensgeschichten“ verdienstvollerweise die pädagogisch relevanten Theo-

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