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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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Wie bei je<strong>der</strong> begrifflich-kategorialen Konstruktion in den Sozialwissenschaften<br />

besteht bei einer solchen Arbeitsweise die Gefahr, daß sich die wissenschaftlich<br />

konstruierten Begriffseinheiten „verselbständigen“ und gewissermaßen als<br />

Abbild <strong>der</strong> Realität gehandelt werden. Dieser Gefahr kann nur dadurch begegnet<br />

werden, daß die analytische Trennung nach gesellschaftlicher und<br />

innerpsychisch-organismischer Ebene in <strong>der</strong> begrifflich-kategorialen Konstruktion<br />

des Prozesses <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung wie<strong>der</strong> aufgehoben wird.<br />

Sofern die Handlungstheorie durch herrschafts-, macht- und arbeitstheoretische<br />

sowie kompetenz-, identitäts- und bewußtseinstheoretische Konzepte<br />

angereichert wird, kann gerade sie einer Verdinglichung <strong>der</strong> Analyseeinheiten<br />

entgegenwirken. Konzeptionell gefaßte Analyseeinheiten <strong>der</strong> obigen Art<br />

können in ihrem Rahmen als erkenntnistheoretische Hilfsinstrumente verstanden<br />

werden. Sie erfüllen die Funktion, zusammenhängende Phänomene zu unterscheiden,<br />

die in analytischer Hinsicht als wesentlich erachtet werden. Analyseeinheiten<br />

sind nach dem Grad ihrer Komplexität und ihres Merkmals- und<br />

Funktionsreichtums voneinan<strong>der</strong> unterscheidbar. Ihre Unterscheidung ist vor<br />

allem dann hilfreich, wenn unter einem bestimmten Gesichtspunkt zusammengehörige<br />

Prozesse und Strukturen auch begrifflich und konzeptionell zusammengefaßt<br />

werden sollen. In diesem Sinne werden hier Analyseebenen o<strong>der</strong><br />

Analyseeinheiten als konstitutive Teile eines verbundenen Ganzen aufgefaßt,<br />

wobei jede Analyseebene relevante Bedingungen für die an<strong>der</strong>en darstellt.<br />

2. Berührungspunkte zwischen verschiedenen theoretischen Konstruktionen<br />

im Bereich von Entwicklungspsychologie und Sozialisationsforschung lassen<br />

sich beson<strong>der</strong>s gut auf den Punkt bringen, wenn man zwei große Analyseeinheiten<br />

voneinan<strong>der</strong> unterscheidet: Zum einen die Analyseeinheit Gesellschaft,<br />

repräsentiert durch Sozial- und Wertstruktur und soziale und materielle<br />

Lebensbedingungen, hier vereinfacht auch als „äußere Realität“ bezeichnet.<br />

Hierunter werden alle dem Organismus externen Gegebenheiten <strong>der</strong> materiellen<br />

und sozialen Umgebung des Menschen gefaßt. Zum an<strong>der</strong>en die Analyseeinheit<br />

menschlicher Organismus, analog auch als „innere Realität“ bezeichnet.<br />

Unter diesem Begriff werden die organismusinternen psychischen<br />

Prozeßstrukturen, die körperlichen Grundmerkmale und die physiologischen<br />

Strukturen und Prozesse eines Menschen zusammengefaßt.<br />

Im Zentrum je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Analyseeinheiten steht die Persönlichkeit bzw.<br />

Persönlichkeitsentwicklung, verstanden als die individuelle, in Interaktion und<br />

Kommunikation mit Dingen wie mit Menschen erworbene Organisation von<br />

Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen, Handlungskompetenzen und Selbstwahrnehmungen<br />

eines Menschen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> natürlichen Anlagen und<br />

als Ergebnis <strong>der</strong> Bewältigung von Entwicklungs- und Lebensaufgaben zu jedem<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Lebensgeschichte. Mit dieser Unterscheidung und unter<br />

Anwendung <strong>der</strong> zwischen diesen Analyseebenen vermittelnden Begriffe ist über<br />

verschiedene handlungstheoretische Ansätze hinweg eine Übereinstimmung<br />

in den zentralen Analyseeinheiten möglich. Grundgedanke des reflexiv-interaktiven<br />

Modells ist es, die Persönlichkeitsentwicklung in dauerhafter Abhängigkeit

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