Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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Gabriele Gloger-Tippelt<br />
<strong>Beiträge</strong> einer Entwicklungspsychologie <strong>der</strong><br />
Lebensspanne <strong>zur</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
1. Das Erwachsenenalter in entwicklungspsychologischer Perspektive<br />
Denken Sie für sich über folgende Fragen nach:<br />
– Wann, glauben Sie, sind Sie erwachsen geworden?<br />
– Wenn Sie es sich wünschen könnten, welches Alter hätten Sie jetzt gern?<br />
– Bis zu welchem Alter sollte ein Mann heutzutage eine berufliche Laufbahn<br />
eingeschlagen haben?<br />
– Wann haben die meisten Männer den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht?<br />
– Was ist das beste Alter für eine Frau, um Kin<strong>der</strong> zu bekommen?<br />
– Wann ist ein Mann/eine Frau im mittleren Alter?<br />
– Welche Vorstellung vom Lebensalter verbinden Sie mit dem Begriff „eine<br />
gutaussehende Frau“?<br />
– Wann hat ein Mann die meiste Verantwortung?<br />
– Welches sind, rückblickend gesehen, die wichtigsten Ereignisse in Ihrem<br />
Leben?<br />
– Wie würden Sie Ihren Lebenslauf glie<strong>der</strong>n?<br />
Die gestellten Fragen können als Verdichtung mehrerer Basiskonzepte gesehen<br />
werden, mit denen man Phänomene <strong>der</strong> Entwicklung im Erwachsenenalter<br />
beschreiben will. Mit Erhebungen dieser Art läßt sich feststellen, welche<br />
altersbezogenen Vorstellungen die Lebenspläne und Lebensläufe von Individuen<br />
glie<strong>der</strong>n, welche einschneidenden Ereignisse als Markierung <strong>der</strong> eigenen<br />
Biographie benutzt werden, welche Altersnormen für das Verhalten und<br />
die Leistungen von Personen in unserer Gesellschaft als verbindlich angesehen<br />
werden, welche spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen und Bewertungen an die<br />
jeweiligen Abschnitte eines Lebenslaufes geknüpft sind o<strong>der</strong> auch welche<br />
psychologische Bedeutung zeitlichen Verschiebungen in den sozialen Lebensfahrplänen<br />
bei sogenannten Frühstartern o<strong>der</strong> Spätzün<strong>der</strong>n zukommt.<br />
In diesem Beitrag wird über Vorstellungen berichtet, die sich zum Teil im Alltagsdenken,<br />
vor allem aber in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Rekonstruktion von<br />
Erwachsenenalter als einem Zeitabschnitt im menschlichen Lebenslauf finden<br />
lassen. Dabei ist es erfor<strong>der</strong>lich, unterschiedliche Umwelten o<strong>der</strong> bildungsund<br />
geschlechtsspezifische Bedingungen für Lebensläufe zu berücksichtigen.<br />
Ebenso ist es hilfreich, die heutigen Lebensmuster durch historische Vergleiche<br />
zu relativieren. Diese Erkenntnis hat sich seit einiger Zeit in <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie<br />
unter dem methodologischen Deckmantel <strong>der</strong> Kohortenvergleiche,<br />
d.h. <strong>der</strong> Analyse mehrerer Gruppen aus verschiedenen Geburtenjahrgän-