Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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begriff wesentlich das Definitionselement „Beziehung“ gehört 25 . Person ist man<br />
nicht für sich allein. Konstitutiv ist die Beziehung <strong>zur</strong> an<strong>der</strong>en Person, da <strong>der</strong><br />
Mensch erst in <strong>der</strong> Beziehung zum Du sein eigenes Ich entwickelt und erfährt.<br />
Für den Gläubigen gilt vor allem an<strong>der</strong>en die Beziehung zu Gott als Grund<br />
<strong>der</strong> personalen Existenz. Aber auch die personale Beziehung zu den Dingen<br />
darf nicht übersehen werden.<br />
Es geht nicht nur darum, die Wirklichkeit zu erkennen, wissenschaftlich die<br />
Zusammenhänge des Beobachtbaren in Gesetzen zu erfassen, son<strong>der</strong>n Beziehung<br />
zu den Dingen und dem Lebendigen aufzunehmen, so daß es dem<br />
Wahrnehmenden etwas bedeutet 26 . In <strong>der</strong> Zeit des Umweltschutzes, nach <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>der</strong> „Heimat“, die mehr ist als eine Ortsangabe, bei <strong>der</strong><br />
Zuwendung zu den ererbten Kulturgütern braucht man das kaum noch zu erläutern.<br />
Mehr noch geht es um die Beziehung zu den an<strong>der</strong>en Menschen. Die Dichotomie<br />
Bubers in eine Ich-Es- und eine Ich-Du-Beziehung halte ich allerdings<br />
für gefährlich, da sie die intensiv-ideale Ich-Du-Zweierbeziehung zu sehr isoliert<br />
27 . Es geht m.E. darum, die Beziehungen in ihrer unterschiedlichen Intensität<br />
und ihrem unterschiedlichen Charakter zu sehen, die oft durch die Kommunikationsbedingungen<br />
und institutionellen Voraussetzungen bestimmt sind 28 .<br />
Auch die Beziehungen zwischen Kunden und Verkäufern, zwischen Beamten<br />
und Klienten, zwischen Lehrern und Schülern haben eine unterschiedliche personale<br />
Dimension. Wo immer solche Beziehungen aufgebaut werden, geht<br />
je<strong>der</strong> jeden etwas an, er nimmt den Partner in Anspruch, Antwort ist verlangt,<br />
man kann sich <strong>der</strong> Ver-Antwortung für den an<strong>der</strong>en nicht entziehen 29 .<br />
6. Von hier aus muß auch die gesellschaftliche Ein-Beziehung <strong>der</strong> Person in<br />
die umfassenden größeren Einheiten von Gruppe, Verein, Gemeinde, Staat<br />
bedacht werden. Auch die innerfamiliäre Beziehung ist nicht nur reine Ich-Du-<br />
Beziehung, son<strong>der</strong>n gesellschaftlich mitbedingte, institutionell überformte<br />
personale Verbindung von Menschen, in <strong>der</strong> viele Alltagsaufgaben zu lösen<br />
sind. Person sein in dieser Welt heißt immer auch diese gesellschaftlichen<br />
Beziehungen wahrnehmen, akzeptieren, in ihnen verantwortliche Positionen<br />
einnehmen.<br />
Politische Bildung in diesem umfassenden Sinne ist daher nicht ein dritter<br />
Bereich neben <strong>der</strong> beruflichen und allgemeinen Bildung, son<strong>der</strong>n ein integriertes<br />
Element personaler Bildung. Der Mensch muß sich kritische Gedanken darüber<br />
machen, welche Teilziele in all diesen gesellschaftlichen Bereichen angestrebt<br />
werden sollen, um humanes Leben zu ermöglichen; er muß sich<br />
Qualifikationen erwerben, um seinen Beitrag leisten zu können; er muß die<br />
Bereitschaft entwickeln, sich in Anspruch nehmen zu lassen.<br />
7. Als leibliches Wesen ist <strong>der</strong> Mensch raum-zeitlich bestimmte Person. Er<br />
selbst muß in <strong>der</strong> Zeit schrittweise seine personalen Möglichkeiten aktualisieren;<br />
er ist zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort hineingeboren<br />
in eine Welt, die in Bewegung ist. Nur ein Gedanke aus diesem<br />
ganzen Komplex sei hier noch hervorgehoben: Der Mensch kann als leibhaft-