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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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Peter Alheit<br />

Biographieforschung in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

Die Dokumentation <strong>der</strong> Jahrestagung <strong>der</strong> Kommission <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

<strong>der</strong> DGfE 1984 (cf Schlutz/Siebert (eds.) 1984) läßt in einer Reihe von <strong>Beiträge</strong>n<br />

unverhohlenes Interesse an „lebensweltanalytischen“ Forschungsperspektiven<br />

erkennen. Eine neue Variante dieses Interesses bezieht auch das<br />

„Biographie-Paradigma“ mit ein (cf Breloer 1984; Ebert et. al. 1984; Siebert<br />

1984). Man kann sich <strong>der</strong> ironischen Frage nicht enthalten, ob es wohl <strong>der</strong><br />

„Identität“ <strong>der</strong> Disziplin nütze, daß sie – wie<strong>der</strong> einmal – mit beträchtlicher<br />

Verspätung auf einen Zug aufgesprungen ist, <strong>der</strong> schon einige Zeit fährt? Aber<br />

die Ironie erscheint ungerechtfertigt. Längst haben an<strong>der</strong>e Vertreter (cf Jütting<br />

et. al. 1984; Schlutz 1984; Weymann 1984) die Ambivalenz solcher vorschnellen<br />

„Paradigmenwechsel“ erkannt und die Disziplin gewarnt. Zur Vertiefung<br />

<strong>der</strong> disziplinären Identität hat auch dies freilich nicht beigetragen.<br />

Wie nun, wenn es tatsächlich ein interessanter Ansatz wäre, wenn gerade für<br />

die <strong>Erwachsenenbildung</strong> über eine Modifikation <strong>der</strong> dominanten Aufmerksamkeitsrichtung<br />

hin <strong>zur</strong> Lebenswelt, hin <strong>zur</strong> Biographie ein theoretischer Rahmen<br />

gefunden würde, <strong>der</strong> Intergrationskraft besäße (cf Schmitz 1984)? Daniel<br />

Bertaux, einer <strong>der</strong> Nestoren internationaler soziologischer Bemühungen<br />

um die Biographieforschung, beschreibt diesen denkbaren „Paradigmenwechsel“<br />

überaus plastisch am Beispiel <strong>der</strong> eigenen Berufsbiographie:<br />

„Once I was a positivist. I thought sociology could become a true science, and<br />

I was eager to make it more scientific. I thought ‚the more you quantify, the<br />

better‘. I thought: enough with social philosophy, down with the abstract theorization.<br />

Let us go to the facts.<br />

I had been trained in mathematics, physics, electronics and computers. I had<br />

worked five years as a research scientist in feed back systems theory and<br />

applications, and in artificial intelligence. I thought I know what science was<br />

about … But I was feeling uneasy.<br />

In fact – what did I know about real societies? About, say, French society? I<br />

had sociology degrees, I read Le Monde every day, quite often the New York<br />

Times, and Time, and The Observer. But I had never set food in a factory; I<br />

had never had to work with my hands; I had never had to look for a job to<br />

make a living. I had never worked in a private firm either. From my sociological<br />

readings I knew many things about ‚society‘; but what I knew was, somehow,<br />

irrelevant to real societies. I began to become conscious of my own ignorance“<br />

(1981: 29/30).<br />

Bertaux beginnt in dieser Phase, Lebensgeschichten zu sammeln, und macht<br />

dabei eine interessante Entdeckung: „The most interesting discovery was that<br />

collecting life stories means not only a new empirical practice, but also a step-

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