Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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Helmut Skowronek<br />
Lernpsychologische Forschung zum<br />
Erwachsenenalter<br />
119<br />
Psychologische Befunde zum Erwachsenenalter kann man kaum – ohne <strong>der</strong><br />
Natur <strong>der</strong> Sache und dem Stand unserer Kenntnisse Gewalt anzutun – ohne<br />
Bezug auf die allgemeinen Vorstellungen und Konzepte substantieller und<br />
methodischer Art, unter denen sie erzeugt sind, diskutieren, weil erst dieser<br />
Zusammenhang ein Urteil über tragfähige Interpretationen und Anwendungen<br />
erlaubt.<br />
Deshalb sind in diesem Beitrag <strong>der</strong> eigentlichen Erörterung relevanter empirischer<br />
Befunde und Verallgemeinerungen Abschnitte über das Konzept <strong>der</strong><br />
Lernfähigkeit, über neue Auffassungen <strong>zur</strong> altersabhängigen Intelligenzentwicklung<br />
und <strong>zur</strong> Konzeption menschlichen Lernens als „Informationsverarbeitung“<br />
vorangestellt.<br />
1. Lernfähigkeit<br />
Es ist eine Binsenweisheit, daß Lernen verschiedenen Personen – gleich welchen<br />
Alters – unterschiedlich leicht fällt. Zur Erklärung entsprechen<strong>der</strong> Beobachtungen<br />
individueller Unterschiede führen wir das Konzept <strong>der</strong> Lernfähigkeit<br />
ein, die dann in einer gewissen Folgerichtigkeit als einheitliche und<br />
allgemeine Disposition aufgefaßt wird. Fast ebenso natürlich wird diese allgemeine,<br />
aufgabenübergreifende Lernfähigkeit mit allgemeiner Intelligenz<br />
identifiziert. „Der herkömmliche Begriff <strong>der</strong> Begabung ist weitgehend mit demjenigen<br />
<strong>der</strong> Fähigkeit, bestimmte Lernleistungen zu vollbringen, identisch. Dies<br />
resultiert aus <strong>der</strong> großen Bedeutung des Lernens für den jungen Menschen:<br />
Vermag er zu lernen, was Schule, Elternhaus und soziale Umwelt von ihm<br />
verlangen. so gilt er als ‚begabt“’ (Aebli 1968, S.163). Diese Auffassung ist<br />
auch bei den Konstrukteuren und Anwen<strong>der</strong>n von Intelligenztests mindestens<br />
bis 1940 vorherrschend. Aber Zweifel sind angebracht.<br />
Zwischen 1938 und 1946 versuchte Woodrow (z.B. 1946) in einer Reihe von<br />
Arbeiten diese Auffassung zu erschüttern. Er untersuchte die Leistungen seiner<br />
Probanden in verschiedenen Laboraufgaben (z.B. Labyrinthlernen, Paarassoziationen<br />
u.ä.) auf ihre Zusammenhänge untereinan<strong>der</strong> und mit allgemeiner<br />
Intelligenz: Die Lerngewinne in den einzelnen Aufgaben erwiesen sich als<br />
nicht konsistent und nur schwach mit Intelligenz korreliert. Seine wichtigsten<br />
Schlußfolgerungen lauteten (Woodrow 1948, S.148 f.): 1. Lernfähigkeit ist nicht<br />
mit <strong>der</strong> als Intelligenz bekannten Fähigkeit identisch. 2. Individuen verfügen<br />
nicht über so etwas wie eine einheitliche allgemeine Lernfähigkeit. 3. Leistungs-