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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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Es konnte indes nicht verborgen bleiben, daß Medien eben doch weitere als<br />

bloß vornehmlich bestätigende Wirkungen zeitigen, sobald es nicht um zentrale<br />

und damit sehr verfestigte Einstellungen geht. Angesichts immer stärkerer<br />

objektiver und subjektiver Abhängigkeit immer größerer Bevölkerungssegmente<br />

von Medienangeboten hat denn auch seit den 70er Jahren unter<br />

verschiedenen forschungsleitenden Konzepten wie Sozialisationsperspektive,<br />

Thematisierungsfunktion, Wissenskluft o<strong>der</strong> Schweigespirale (Winterhoff-<br />

Spurk 1987, S.41) die Vorstellung zumindest relativ mächtiger Medienwirkungen<br />

unter den Kommunikationswissenschaftlern wie<strong>der</strong> entschieden an Boden<br />

gewonnen.<br />

1.2 Probleme <strong>der</strong> Medienwirkungsforschung<br />

Eine Hauptursache dieser doch eher befremdlichen Urteilsinkonstanz <strong>der</strong><br />

Medienwirkungsforschung liegt in <strong>der</strong> Totalität des Wirkungsgeschehens<br />

(Kepplinger 1982, S.106ff.; Schulz 1982, S.51), die von <strong>der</strong> empirischen Wirkungsforschung,<br />

<strong>der</strong>en analytischem Zugriff entsprechend, nur höchst fragmentarisch<br />

erfaßt wird. Insbeson<strong>der</strong>e operiert die nach den strengen Regeln<br />

herkömmlicher sozialwissenschaftlicher Methodologie verfahrende Medienwirkungsforschung<br />

we<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Linie <strong>der</strong> Problemperzeptionen sehr vieler nichtwissenschaftlicher<br />

Gruppen, etwa Politikern, noch in Abstimmung auf <strong>der</strong>en<br />

lebensweltliche Medienerfahrung. Politiker schreiben dem Fernsehen nach wie<br />

vor mehr Macht zu als <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> empirischen Forscher, weil eben Politiker<br />

für die Realisierung ihrer Zwecke und ihrer Karriere viel elementarer<br />

von <strong>der</strong> Television abhängen als irgendwelche Freizeitrezipienten. Und so gibt<br />

es im Forschungsgebiet politische Kommunikation wohl eine sehr große Zahl<br />

von Detailstudien zum Thema Medienwirkungen bei Wahlen, aber über „die<br />

strukturelle Wirkung <strong>der</strong> Massenmedien auf die Demokratie“ (Kaase/Langenbucher<br />

1986, S.14) weiß man nach wie vor fast nichts, weil Medienwirkungen<br />

überwiegend eng psychologisch verstanden werden und kaum im Sinne<br />

des Definitionsvorschlags von G. Maletzke: „Als Wirkungen bezeichnen wir<br />

alle Verän<strong>der</strong>ungen bei Individuen und in <strong>der</strong> Gesellschaft, die durch Aussagen<br />

<strong>der</strong> Massenkommunikation o<strong>der</strong> durch die Existenz von Massenmedien<br />

entstehen“ (Maletzke 1982, S.10), <strong>der</strong> Wirkungen und Auswirkungen, psychologische<br />

und soziologische Dimensionen, Mikro- und Makroeinflüsse, die von<br />

den Medien ausgehen, einbegreift.<br />

Die Folge dieses engen Wirkungsverständnisses und methodologischer Skrupelhaftigkeit<br />

sind vor allem oft gerügte Einseitigkeiten <strong>der</strong> Medienwirkungsforschung<br />

wie eben die Dominanz psychologischer Ansätze und die von Untersuchungen<br />

<strong>der</strong> politischen Kommunikation auf Kosten <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Kulturkommunikation,<br />

darunter Musikerlebnis und Unterhaltungskommunikation,<br />

und die Konzentration auf kurzfristige Medienwirkungen.<br />

Als weitere Schwierigkeiten <strong>der</strong> Medienwirkungsforschung sind solche im

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