Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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zu <strong>der</strong> Auffassung, daß eine verbindliche allgemeine Klassifikation nicht gegeben<br />
ist.<br />
Aus dem Scheitern objektiver Einteilungen kann die Konsequenz gezogen<br />
werden, daß eine Vielzahl von Ereignissen und Merkmalen eher <strong>zur</strong> Kennzeichnung<br />
einer individuellen Lebensspanne dienen kann. Daher wird von<br />
einigen Autoren <strong>der</strong> Ausdruck Lebenslauf, Lebensgeschichte o<strong>der</strong> Biographie<br />
bevorzugt (life course, life story, life narrative). Kohli sammelt in seinem Band<br />
„Soziologie des Lebenslaufs“ (1978) zahlreiche soziologische Ansätze, die dem<br />
Anspruch an individuelle Kontinuität, dem Prozeßcharakter und den Zusammenhängen<br />
von früheren und späteren Ereignissen in einer Biographie gerecht<br />
werden wollen. Das Forschungsinteresse verlagert sich damit von <strong>der</strong><br />
objektiven Erfassung des Lebenslaufes zu <strong>der</strong> Analyse subjektiver o<strong>der</strong> ethnographischer<br />
Sichtweisen. Wie Bertaux/Kohli (1984) belegen, ist damit auch<br />
eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Methoden in Richtung auf freiere Erhebungsformen verbunden.<br />
Dieser Trend läßt sich auch in <strong>der</strong> psychologischen Forschung finden.<br />
Neuerdings wird die kognitive Aktivität des Individuums bei <strong>der</strong> Konstruktion<br />
seiner persönlichen Lebensgeschichte betont (vgl. Cohler, 1984). Soziale Erwartungen<br />
richten sich z.B. auf die Verständlichkeit einer Erzählung. Die Lebensgeschichte<br />
soll einen Anfang, eine Mitte und einen Ausgang aufweisen,<br />
das Fehlen einer zusammenhängenden Lebensgeschichte führt zum Erleben<br />
von Brüchen und <strong>zur</strong> Desintegration beim einzelnen.<br />
Übergange im Lebenslauf<br />
Die vergleichende Analyse kulturspezifischer Alterssysteme, beson<strong>der</strong>s religiös<br />
begründeter Regeln für bestimmte Abschnitte des menschlichen Lebenslaufes,<br />
hat zu dem Begriff <strong>der</strong> Übergänge im Lebenslauf geführt. „Übergänge<br />
sind solche mit dem Alter zusammenhängende Wendepunkte des Lebenslaufes,<br />
die sozial geschaffen, sozial anerkannt und gesellschaftlich aufrechterhalten<br />
werden“ (Hagestad/Neugarten, 1985).<br />
Übergänge im Lebenslauf werden zum Teil auch als Rollen- o<strong>der</strong> Statusübergänge<br />
im Rahmen von Rollentheorien ausgearbeitet (vgl. Olbrich, 1981). Hinweise<br />
auf Übergänge stellen die gesellschaftlichen Zeremonien und Rituale<br />
dar (rite de passage nach van Gennep). Diese Form <strong>der</strong> sozialen Anerkennung<br />
findet sich für das Erwachsenenalter heute z. B. bei <strong>der</strong> Partnerwahl (Verlobung,<br />
Heirat), bei <strong>der</strong> Geburt des ersten Kindes, bei Berufseingang und Ausscheiden<br />
aus dem Beruf, in abgeschwächter Form auch bei hervorgehobenen<br />
Geburtstagen, z.B. mit 50 Jahren. Die Rituale sind verschieden für Frauen<br />
und Männer. Als markanter Rollenübergang ist <strong>der</strong> Übergang <strong>zur</strong> Elternschaft<br />
untersucht worden, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em zu einer traditionellen Aufteilung <strong>der</strong><br />
Geschlechtsrollen bei<strong>der</strong> Eltern im Bereich von Arbeit und Familie führt (vgl.<br />
Gloger-Tippelt, 1985).<br />
Familienzyklus<br />
Dem Anspruch <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie <strong>der</strong> Lebensspanne, über das<br />
Individuum hinausgehende Verbindungen mehrerer Generationen anzusprechen,<br />
wird vor allem das Konzept des Familienzyklus bzw. <strong>der</strong> Entwicklungs-