Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

sammenhang zwischen Beratungs-/Therapiebedürfnis und Informationssuche/
-sucht.“
Im Spiegel des Biographen: „Nie hab’ ich aufgehört zu suchen. Ich kann es
einfach nicht vergessen, ich verstehe es immer noch nicht, es kommt immer
wieder hoch … Damals, nachts, 1933 … Ich sehe diese Abtransportbusse noch
deutlich vor mir, die verhangenen Fenster … Sie kamen nachts, niemand wußte
wann, aber jeder ahnte die Todeskette: verlegt – vernichtet – vergessen …
Wer wußte …? Was haben wir denn getan …?
4. Wirkung: Der Dialog im biographischen Forschungsansatz – aus religiösem
Wertbestimmtsein – kann ‚Heil‘ bewirken: Der Mensch, der
spricht – oder wieder zum Sprechen befreit werden kann –, entspricht
Gott („Und wenn ein Mensch in seiner Qual erstickt, gab
ihm ein Gott zu sagen, was er leide“).
Nach Horst Pöhlmann (1986, 16) findet bei der Fleischwerdung des Wortes
(griechisch Logos, Joh. 1, 14) nach christlicher Sicht die dialogische Wesensstruktur
des Menschen ihren endgültigen Ausdruck. Jesus Christus ist das „Wort“
schlechthin. Durch ihn ist Gott unwiderruflich „im Wort“ beim Menschen. Wenn
vom christlichen Glauben der Dialog als Sinn des Lebens, Lernens und Forschens
reklamiert wird, dann geht es vor allem um eine „transmoralische Dimension“
(Pöhlmann). Wenn der Logos Jesus Christus sich mit Menschen an
einen Tisch setzt, so heißt das: Durch den Logos werden die Menschen wieder
dialogfähig, und zwar, weil er nicht nur mit ihnen spricht, sondern sie freispricht.
Weil er den Menschen rechtfertigt (Römer 3,21 ff.), weil er verzeiht,
weil er immer wieder neu einen Anfang mit uns wagt. Nach dem christlichen
Glauben kann letztlich nur dieser Dialog unserem Leben und Lernen Sinn geben.
Denn angesichts der mehrfach angesprochenen Grenzsituation der Sprachlosigkeit
in Krisen der Krankheit, des Alters, des Todes wird menschlicher Dialog
nur in vorläufiger Weise Sinn vermitteln können. Letzter Sinn ist unverfügbar
– bleibt ‚zugefallenes‘ Geschenk (‚Zufall‘). Er besteht in diesem wahren Du
des Menschen, Gott genannt, in dem unzerstörbaren Dialog mit ihm.
Am Beispiel einer Arbeitshypothese eigener Forschung (Wiederholung s.o.)
„Es besteht ein Zusammenhang zwischen Beratungs-/Therapiebedürfnis und
Informationssuche/-sucht.“
Im Spiegel eines Biographen: „Sie haben mir lange zugehört, Sie hatten auch
keine Antwort. Es gibt wohl auch keine auf mein grausames Schicksal. Aber
sie haben das ausgehalten. Damals, im Garten Gethsemane, hat niemand mit
Jesus zusammen ausgehalten, er war allein! Jetzt habe ich erfahren, daß Gott
mich nicht verlassen hat, ich begreife, er – dieser Gott – hat das nicht gewollt,
kann das nicht gewollt haben, auch er leidet, vielleicht an dieser seiner
Schöpfung, vielleicht sogar mit mir. Er kann mein Leid nicht abschaffen,
aber er leidet mit mir, er geht mit mir hindurch. Auch Sie können mein Leid
nicht erklären, aber Sie sind bei mir geblieben, haben ausgehalten, zugehört
… Ich glaube, so kann er es bestehen, kann es noch einmal wieder versuchen
… weitermachen; aber anders als vorher.“
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