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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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Bewältigung von Lebensaufgaben und Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen vermittelt<br />

(Hurrelmann 1985).<br />

Es wird die Aufgabe <strong>der</strong> weiteren soziologischen Forschung sein, den Bereich<br />

<strong>der</strong> mikroanalytischen Analyse von Sozialisationsprozessen wie<strong>der</strong> verstärkt<br />

aufzunehmen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Merkmalen von<br />

Interaktionssituationen und umfassenden sozialstrukturellen Bedingungen<br />

herauszuarbeiten. Dabei ist eine gute Kooperation mit neueren psychologischen<br />

Ansätzen möglich. Auch in psychologisch akzentuierten <strong>Beiträge</strong>n <strong>zur</strong><br />

familialen Sozialisationsforschung wird diese Frage zunehmend beachtet. Damit<br />

wird die historische und gesellschaftlich-kulturelle Beeinflussung <strong>der</strong> <strong>zur</strong>ückliegenden<br />

Lebensgeschichte eines Menschen in die entwicklungspsychologischen<br />

Konzeptionen einbezogen, die neben die Berücksichtigung von nicht<br />

sozial normierten „kritischen“ Lebensereignissen tritt. Die historische Orientierung<br />

<strong>der</strong> Entwicklungspsychologie wird vielfach mit Hilfe des Konzeptes<br />

„Lebenslauf“ hervorgehoben, verstanden als Verknüpfung von individuellem<br />

Altern, gesellschaftlich mitgeformten Lebensphasen und jeweiligen historischen<br />

und epochalen Gegebenheiten in einem Kulturkreis zu einer gegebenen Zeit<br />

(vgl. Ulich in diesem Heft *). Lebenslauf- und lebensereignisbezogene Einflüsse<br />

wirken nach dieser Konzeption über die gesamte Lebensspanne auf die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Bedingungen für die Persönlichkeitsentwicklung ein (Baltes/Reese/<br />

Lipsitt 1980; Runyan 1982; El<strong>der</strong> 1985).<br />

Weitere wichtige Aufgaben <strong>der</strong> künftigen Forschung liegen darin, das sozialisatorisch<br />

relevante Interaktionsgeschehen in Familien (und natürlich auch<br />

in Gleichaltrigen- und Freundesgruppen, auf die wir hier nicht näher eingehen<br />

können) präzise zu analysieren und nach seiner faktischen Relevanz für<br />

die Sozialisation abzufragen. Einstellungen und Erziehungspraktiken von Eltern,<br />

Erziehern, Pädagogen usw. können als wichtige Einflußfaktoren gelten, aber<br />

wesentlich ist offenbar die konkrete Beschaffenheit <strong>der</strong> Interaktion, in die sie<br />

eingebracht werden. Die Merkmale <strong>der</strong> Interaktionsprozesse sind wichtig: die<br />

strukturelle und regelgebundene Form des sozialen Umgangs miteinan<strong>der</strong>, die<br />

jeweiligen Motive und Intentionen <strong>der</strong> Interaktionspartner, die jeweiligen Möglichkeiten<br />

des Einflusses auf die Situationsdefinition, die affektive Qualität <strong>der</strong><br />

Beziehungen zu den Interaktionspartnern, die außerfamiliale, informelle, institutionelle<br />

o<strong>der</strong> organisatorische Einbindung usw. Das Kind muß dabei immer<br />

als die Realität produktiv verarbeitend und die eigenen Interessen und<br />

Belange einbringend verstanden werden, so daß keine „mechanische“ Übertragung<br />

interaktionsstruktureller Merkmale auf psychische Merkmale erwartet<br />

werden kann. Werte, Normen, Deutungsmuster werden übermittelt und<br />

transportiert, aber welche davon in welcher Weise <strong>zur</strong> Internalisierung kommen<br />

und handlungsrelevant werden, ist eine noch unbefriedigend gelöste Frage<br />

(vgl. Ansätze <strong>zur</strong> Klärung bei Youniss 1980; Kreppner/Paulsen/Schütze 1981;<br />

Oswald/Krappmann 1984; Edelstein/Habermas 1985). Ebenso wichtig ist die<br />

* vgl. Quellenverzeichnis

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