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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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1979 a, 1979 b) – wird dabei das Problem diskutiert, wie menschliche Entwicklung<br />

als „relationales“ Gefüge, „als ein Produkt des Zusammenspiels vieler<br />

miteinan<strong>der</strong> in Beziehung stehen<strong>der</strong> und sich verän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Systeme und<br />

Subsysteme biologischer, sozialer, kultureller und historischer Art“ (Looft 1979:<br />

358), theoretisch gefaßt werden kann. Trotz des vorläufig geringen Konkretionsgrads<br />

(<strong>zur</strong> Kritik ausführlich Dausien 1983: 68 ff) expliziert dieses Programm<br />

zwei Tendenzen, die für den aktuellen Stand biographietheoretischer Fragestellungen<br />

allgemein charakteristisch sind:<br />

1) Ein Gegenstand wie die biographische Entwicklung kann gleichsam nicht<br />

monodisziplinär bearbeitet werden. Gerade die ‚Life-span‘-Vertreter diagnostizieren<br />

die Notwendigkeit einer Überschreitung enger Fachgrenzen<br />

(cf Looft 1979; Riegel 1980 u.a.).<br />

2) Die theoretische Lösung, die sich für vergleichbar komplexe Forschungsgegenstände<br />

anbietet, scheint ein „Mehrebenenmodell“ <strong>der</strong> Analyse zu sein<br />

(cf Oerter et al. 1977: 17 ff; Riegel 1980: 27 ff, 187 ff.).<br />

Beide Konsequenzen sind zunächst hochplausibel. Die For<strong>der</strong>ung nach Interdisziplinarität<br />

legt sich schon deshalb nahe, weil das biographische Thema<br />

unterschiedlichste Disziplinen zugleich beschäftigt (s.o.). Ein mehrebenenanalytisches<br />

Konzept erscheint unverzichtbar, solange ein umfassendes<br />

„Biographie-Paradigma“ nicht existiert (cf auch Kohli 1982: 169). Im übrigen<br />

besteht in dieser Frage hohe Affinität zu neueren theoriestrategischen Überlegungen<br />

in <strong>der</strong> Sozialisations- und Bildungsforschung (cf stellvertretend Hurrelmann<br />

1983), nicht zuletzt – wie es scheint – auch in <strong>der</strong> Weiterbildungsforschung<br />

(cf Breloer 1984: 89). Bei näherem Hinsehen allerdings erweist sich<br />

beson<strong>der</strong>s die Hoffnung auf konsistente Mehrebenenmodelle als trügerisch.<br />

Zwar ist unbestreitbar, daß Gegenstandsbereiche wie „Lebenslauf“, „Entwicklung“<br />

o<strong>der</strong> „Sozialisation“ prinzipiell unter einer Fülle denkbarer Einzelaspekte<br />

analysiert werden können (etwa persönlichkeitstheoretisch, interaktionstheoretisch<br />

und gesellschaftstheoretisch). Nur bleibt fragwürdig, ob sich die ebenenspezifisch<br />

eingesetzten Einzelparadigmen (z.B. Psychoanalyse/Symbolischer<br />

Interaktionismus/Systemtheorie, wahlweise auch kognitive Theorien/<br />

Ethnomethodologie/Historischer Materialismus) so problemlos miteinan<strong>der</strong><br />

verknüpfen lassen, wie dies Vertreter des Mehrebenenmodells suggerieren<br />

(stellvertretend Hurrelmann 1974: 31). Fehlt nämlich eine gewisse paradigmatische<br />

Grundorientierung, dann läßt sich wenigstens wissenschaftlich nicht<br />

mehr entscheiden, „welche Ebenen <strong>der</strong> Theoriebildung nach welchen Kriterien<br />

voneinan<strong>der</strong> abgehoben …(und) wodurch sie verknüpft, kombiniert, verschränkt<br />

usf. werden sollen“ (von Prondczynski 1982: 289). Es wäre immer<br />

noch eine weitere Ebene denkbar; und auf je<strong>der</strong> einzelnen Etage ließe sich<br />

leicht ein „Konkurrenzparadigma“ konstruieren 5 .<br />

Gerade für biographietheoretische Konzepte ist nun nicht die Ausdifferenzierung<br />

in „ebenenspezifische“ Einzelaspekte von Interesse, son<strong>der</strong>n die Entwicklung<br />

jener paradigmatischen Grundorientierung. Die interdisziplinäre Faszination<br />

für das Biographie-Thema resultiert doch offensichtlich aus <strong>der</strong> Hoffnung, frag-

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