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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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ist auf einen organismusimmanenten Ziel- o<strong>der</strong> Endpunkt hin, nämlich das<br />

Erreichen <strong>der</strong> qualitativ höchsten Entwicklungsstufe, gerichtet. Eine typische<br />

Umsetzung dieses Modells findet sich in <strong>der</strong> genetischen Entwicklungstheorie<br />

Piagets.<br />

c) Das systemische Modell: In diesem Modell ergeben sich die Impulse für<br />

die menschliche Entwicklung aus <strong>der</strong> wechselseitigen Anpassung und<br />

Durchdringung („lnterpenetration“) von Person und Umwelt als psychischem<br />

bzw. sozialem System. Im Prozeß <strong>der</strong> Entwicklung nimmt eine Person schrittweise<br />

die Erwartungen und Verhaltensmaßstäbe des sozialen Systems auf,<br />

bis diese zu verinnerlichten und selbstwirksamen Motivierungskräften und<br />

Zielen für das eigene Handeln werden. Soziales und psychisches System<br />

durchdringen sich gegenseitig und pendeln sich im Verlauf ihrer Entwicklung<br />

jeweils auf bestimmte mehr o<strong>der</strong> weniger stabile Gleichgewichtszustände<br />

ein. Es existiert also kein fixierter Ziel- und Endpunkt <strong>der</strong> menschlichen<br />

Entwicklung, doch strebt die wechselseitige Beziehung zwischen<br />

Person und Umwelt einem Gleichgewichtszustand zu. Allein in diesem<br />

Zustand ist die optimale Entfaltung persönlicher Bedürfnisse und Handlungen<br />

möglich. Eine typische Umsetzung dieses Modells findet sich in <strong>der</strong><br />

strukturell-funktionalistischen Theorie von Parsons.<br />

d) Das reflexiv-interaktive Modell: Menschliche Entwicklung und Entwicklung<br />

<strong>der</strong> sozialen und gegenständlichen Umwelt werden in wechselseitiger Abhängigkeit<br />

gesehen. Das menschliche Subjekt befindet sich in einem produktiven<br />

Aneignungs- und Auseinan<strong>der</strong>setzungsprozeß mit <strong>der</strong> Umwelt. Das<br />

menschliche Subjekt kann die eigene Situation bewußt reflektieren und in<br />

die eigenen Handlungsabläufe einbeziehen. Es wählt bestimmte Mittel <strong>zur</strong><br />

Erreichung bestimmter Ziele aus, bedenkt die Folgen des entsprechenden<br />

Handelns und stellt in Rechnung, daß diese Folgen die kontextuellen Bedingungen<br />

für das eigene Handeln verän<strong>der</strong>n. Auch in dieser Modellvorstellung<br />

existiert kein organismusimmanenter Ziel- und Endpunkt <strong>der</strong><br />

menschlichen Entwicklung. Vielmehr gilt <strong>der</strong> Erwerb von gesellschaftlich<br />

bestimmten sozialen und kulturellen Kompetenzen des Handelns, um in<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Umwelt autonom handlungsfähig zu sein und über<br />

eine eigene Identität zu verfügen, als Kriterium für eine gelingende Entwicklung.<br />

Eine typische Umsetzung dieses Modells findet sich in <strong>der</strong> handlungstheoretischen<br />

Konzeption von G.H. Mead und seinen Nachfolgern.<br />

Welches dieser Modelle als Grundlage und Ausgangspunkt für Theoriebildung<br />

und Methodenwahl genommen wird, ist letztlich von verschiedenen Unwägbarkeiten<br />

wie etwa dem Ausbildungs- und Erfahrungshintergrund <strong>der</strong> Wissenschaftler<br />

o<strong>der</strong> Wissenschaftlergruppen abhängig. Der Prozeß <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> metatheoretischen Vorstellung in theoretische Konstrukte folgt keinen in<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftlergemeinschaft allgemein anerkannten und geteilten Kriterien,<br />

son<strong>der</strong>n ist von Konventionen abhängig, die im historischen Prozeß Verän<strong>der</strong>ungen<br />

erfahren. Diese Konventionen legen jeweils fest, was als angemessene<br />

Umsetzung gelten kann. In <strong>der</strong> Regel werden die metatheoretischen

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