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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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2. Schulschwierigkeiten müssen aus institutionsspezifischen Interaktions- und<br />

Kommunikationsstrukturen mit eigener Prozeßdynamik zwischen den in<br />

Schule und Unterricht handelnden Individuen erklärt werden.<br />

3. Es müssen die sich symbolisch-kommunikativ konstituierenden Wirkungen<br />

von Schulschwierigkeiten auf den Prozeß <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung,<br />

speziell <strong>der</strong> Lern- und Verhaltensentwicklung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

geklärt werden.<br />

Eine handlungstheoretische Sichtweise von Schulschwierigkeiten geht also<br />

davon aus, daß Schulschwierigkeiten nicht allein in personalen, außerschulischen<br />

und schulischen Bedingungsfaktoren und <strong>der</strong>en Wechselbeziehungen<br />

begründet liegen, son<strong>der</strong>n auch aus <strong>der</strong> eigenständigen, sozialen und wechselseitigen<br />

Interaktion zwischen Lehrern und Schülern hervorgehen. Schulschwierigkeiten<br />

konstituieren sich in <strong>der</strong> Zeit in interpretativen Interaktionsund<br />

Kommunikationsprozessen <strong>der</strong> Schule und des Unterrichts; sie lassen sich<br />

also begreifen als Ausdruck <strong>der</strong> funktionalen Beziehung zwischen Lehrern und<br />

Schülern. Dieser Betrachtung des Phänomens liegt die Annahme zugrunde,<br />

daß den genannten objektiven Bedingungsfaktoren nur insofern analytische<br />

Bedeutung zukommt, als sie sich aktualisieren im Prozeß <strong>der</strong> Entstehung und<br />

Entwicklung interaktiver und kommunikativer Kompetenzen, d.h. sozialer, affektiv-emotionaler,<br />

motivationaler, kognitiver und sprachlicher Kompetenzen.<br />

Diese Kompetenzen können nicht einfach als personale Faktizitäten bei Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen vorausgesetzt werden. Sie sind Manifestationen zweier<br />

Seiten eines Entwicklungsprozesses, <strong>der</strong> produktiven Verarbeitung von Entwicklungsaufgaben<br />

einerseits und <strong>der</strong> objektiven Anfor<strong>der</strong>ungen, z.B. <strong>der</strong><br />

Schule, an<strong>der</strong>erseits.<br />

Dieses hier nur kurz umrissene Verständnis eines Aspektes schulischer Sozialisationsprozesse<br />

führt damit weg von einer Sichtweise, die die Problematik<br />

von Schulschwierigkeiten durch Diagnose, Analyse und zu ergreifende Maßnahmen<br />

vorwiegend bei den Betroffenen ansiedelt und damit den Kontext, in<br />

dem solche Störungen <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung auftreten, als vom sozialen<br />

Handeln unabhängige Rahmenbedingungen abkoppelt. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

hier vertretenen handlungstheoretischen Konzeption werden Schulschwierigkeiten<br />

als Resultat einer un<strong>zur</strong>eichenden Passung zwischen lebenslagenspezifischen<br />

Lernvoraussetzungen und institutionellen Lernanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Schule verstanden. Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> sozialen Umwelt Schule<br />

und ihren Handlungs- und Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen erfolgt in diesen Fällen<br />

nicht in <strong>der</strong> Weise, wie es – gemessen an den schulischen Normen – die<br />

Schule als Voraussetzung festlegt. Die institutionellen Anfor<strong>der</strong>ungen an normativ-soziale,<br />

motivationale, emotionale, kognitive und sprachliche Kompetenzen<br />

stimmen nicht mit den aktuell vorhandenen, im wesentlichen in <strong>der</strong><br />

familialen Sozialisation erworbenen Fähigkeiten eines Schülers bzw. einer<br />

Schülerin überein.<br />

Die hier vorgestellte Programmatik einer handlungstheoretisch orientierten<br />

Sozialisationsforschung auf <strong>der</strong> Basis des reflexiv-interaktiven Subjektmodells

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