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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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3. Zur Anregung von Forschungsfragen durch die Sichtung von<br />

Wissensbeständen <strong>der</strong> Sozialpsychologie<br />

139<br />

Obwohl auch die nur an allgemeinen Leitfragen orientierte Sichtung von hilfswissenschaftlichen<br />

Wissensbeständen ein sinnvolles Verfahren sein könnte,<br />

um Ansatzpunkte und Materialien für spätere Forschungsvorhaben gewissermaßen<br />

„auf Halde“ zu haben 6 , ist hier daran gedacht, ein Beispiel für das<br />

üblichere Verfahren <strong>der</strong> Sichtung von einer – allerdings auch noch relativ allgemeinen<br />

– Forschungsfrage aus zu geben.<br />

Die vorliegenden Arbeiten <strong>zur</strong> Interaktion in Lerngruppen, vor allem in <strong>der</strong><br />

Anfangsphase, gehen von – zum größten Teil noch nicht empirisch überprüften<br />

– Hypothesen aus, die eine irgendwie geartete Belastung <strong>der</strong> Identität bzw.<br />

– genauer – des Identitätsbewußtseins <strong>der</strong> Teilnehmer unterstellen (Brocher,<br />

1967; Doerry, 1975 u.a.). Darauf bezieht sich auch die dem symbolischen<br />

Interaktionismus verpflichtete Hypothese, <strong>der</strong>zufolge deshalb in <strong>der</strong> Anfangsphase,<br />

wenn nicht fortwährend, die eigene Identität mit den an<strong>der</strong>en Teilnehmern<br />

ausgehandelt werden müsse (vgl. Gerl, 1980, S.383 ff.).<br />

Eine Reihe von Indizien, die schon die Primärerfahrung von Teilnehmern wie<br />

auch von Kursleitern liefert, wie z.B. das ziemlich verbreitete „Lampenfieber“<br />

vor und zu Beginn <strong>der</strong> ersten Stunde eines Kurses, bestimmte Überreaktionen<br />

von Teilnehmern wie umgekehrt auch von Kursleitern u.ä. lassen allerdings<br />

die Annahme plausibel erscheinen, daß diese Situation für manche,<br />

vielleicht sogar für prinzipiell alle Beteiligten immer irgendwie bedrohlich ist<br />

(vgl. Geißler, 1983). Ob wirklich die Identität auf dem Spiel zu stehen scheint<br />

o<strong>der</strong> vielleicht „nur“ die einem zuhause zugeschriebene (Sach-)Autorität in bezug<br />

auf das Thema <strong>der</strong> Veranstaltung o<strong>der</strong> die überall sonst erfahrene Beliebtheit,<br />

sei zunächst dahingestellt.<br />

Eine wachsende Unbefriedigtheit damit, daß ich – wie vielleicht manche an<strong>der</strong>e<br />

Kollegen auch – bestimmte Beschreibungs- und Erklärungsmuster in<br />

meinen Arbeiten einfach kolportiere, weil sie in unserer „wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaft“ in Mode gekommen sind und ein Verzicht auf sie mit konzeptueller<br />

Verarmung in dem betreffenden Text verbunden sein könnte, hat mich<br />

dazu motiviert, genauer nach den Bedingungen und Auswirkungen von Lampenfieber<br />

und ähnlichen Reaktionen in ersten Kursstunden zu fragen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

beschäftigen mich die folgenden Fragen:<br />

1) Welches Verhalten auf seiten des Kursleiters wirkt unter welchen Bedingungen<br />

auf Teilnehmer bedrohlich?<br />

2) Welches Verhalten auf seiten <strong>der</strong> Teilnehmer wirkt unter welchen Bedingungen<br />

auf Kursleiter bedrohlich?<br />

Ich erspare mir hier eine Erläuterung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> einzelnen Ausdrükke<br />

„Verhalten“, „Bedingungen“, „bedrohlich“ ebenso wie eine Zusammenstellung<br />

dessen, was wir aufgrund <strong>der</strong> Vorarbeiten von Brocher u.a. schon darüber<br />

wissen o<strong>der</strong> zu wissen glauben. In unserem Zusammenhang genügt es festzustellen,<br />

daß beide im Kern identische Fragen primär auf die Wahrnehmung

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