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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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von und Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> äußeren und <strong>der</strong> inneren Realität zu<br />

verstehen. Sowohl äußere als auch innere Realität in ihrer Interdependenz<br />

müssen von einem Menschen aufgenommen, angeeignet und verarbeitet<br />

werden, wobei es zu einer subjektiven Repräsentanz <strong>der</strong> äußeren und <strong>der</strong><br />

inneren Realität kommt, die in ihren überdauernden und geglie<strong>der</strong>ten Formen<br />

die Grundstruktur <strong>der</strong> Persönlichkeit eines Menschen bildet. Persönlichkeitsentwicklung<br />

geschieht demnach in <strong>der</strong> sozialen Interaktion in einem permanenten<br />

Prozeß <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen zwei interdependenten Realitäten<br />

(Geulen 1977; Geulen/Hurrelmann 1980).<br />

Eine Durchsicht <strong>der</strong> verschiedenen theoretischen Konzeptionen macht deutlich,<br />

daß die stärker in psychologischer Tradition stehenden Ansätze sich<br />

schwerpunktmäßig auf die Analyse <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen innerer<br />

Realität und Persönlichkeitsentwicklung beziehen, während die stärker in<br />

soziologischer Tradition stehenden Ansätze stärker auf die Beziehung zwischen<br />

Persönlichkeitsentwicklung und äußerer Realität eingehen. Diese unterschiedliche<br />

Schwerpunktsetzung entspricht den historisch gewachsenen und im Sinne<br />

einer vernünftigen Arbeitsteilung auch effektiven Abgrenzungen zwischen<br />

Soziologie und Psychologie. Die Arbeitsteilung darf aber nicht zu einer Akzentunterscheidung<br />

führen, die jeweils wesentliche Bereiche eines Gesamtzusammenhanges<br />

ausblendet. Da es wegen <strong>der</strong> disziplinären Herkunft <strong>der</strong><br />

Wissenschaftler, die im Bereich <strong>der</strong> Entwicklungs- und Sozialisationstheorie<br />

arbeiten, auch in Zukunft bei einer disziplingebundenen Akzentsetzung von<br />

Theorien bleiben wird, kommt es darauf an, die Theoriebildung in einer solchen<br />

Weise vorzunehmen, die offen und aufnahmefähig für die jeweils an<strong>der</strong>sartigen<br />

Akzentsetzungen <strong>der</strong> Nachbardisziplinen ist.<br />

Die Orientierung an einem erkenntnisleitenden reflexiv-interaktiven Modell<br />

för<strong>der</strong>t diesen Prozeß, denn sie gestattet über die Grenzen <strong>der</strong> Disziplinen<br />

hinweg die notwendige Verständigung über theoretische Konzepte und Konstruktionen.<br />

Dabei ist <strong>der</strong> Metaphercharakter des erkenntnisleitenden Subjektmodells<br />

<strong>der</strong> „produktiven Realitätverarbeitung“ als Vorteil für die Einleitung<br />

<strong>der</strong> Kooperation unterschiedlicher Disziplinen zu werten, da er gemeinsame<br />

Bezüge und einheitliche Begriffsverwendungen erleichtert. Das Subjektmodell<br />

muß aber, wie oben gesagt, im weiteren Verlauf <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Arbeiten präzisiert und theoretisch abgesichert werden.<br />

3. Um eine Analyse <strong>der</strong> Beziehung zwischen Persönlichkeitsentwicklung und<br />

äußerer Realität vorzunehmen, ist eine systematische Untersuchung <strong>der</strong> Beschaffenheit<br />

<strong>der</strong> sozialen und materiellen Lebensbedingungen notwendig. Die<br />

historisch entwickelte Sozial- und Wertstruktur, die organisierten gesellschaftlichen<br />

Teilsysteme <strong>der</strong> Produktion, Dienstleistung, Verwaltung, Wohlfahrt und<br />

sozialen Kontrolle, die organisierten Erziehungseinrichtungen sowie die unmittelbaren<br />

sozialisationsrelevanten Kleingruppen (Familie, Freundeskreis usw.)<br />

wirken auf die Gestaltung <strong>der</strong> konkreten, sozialen und räumlichen Gegebenheiten<br />

und Situationen ein, mit denen je<strong>der</strong> Mensch in einen (inter-)aktiven<br />

Austausch tritt. Dieser Austausch, <strong>der</strong> ein Prozeß <strong>der</strong> Aneignung und Verar-

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