Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung
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auf diese Weise die Komplexität des Untersuchungsgegenstandes. Sie stellen<br />
eine mehr o<strong>der</strong> weniger willkürliche und plausible Festsetzung des Wissenschaftlers/<strong>der</strong><br />
Wissenschaftlerin dar, <strong>der</strong>en Geltungsanspruch sich nicht<br />
weiter ableiten und argumentativ begründen läßt. Was zählt, ist wesentlich<br />
die Nützlichkeit für die heuristische. erkenntnisaufschließende Leistungsfähigkeit<br />
im Prozeß <strong>der</strong> Theoriebildung und methodisch gesteuerten Forschung.<br />
In <strong>der</strong> soziologischen und psychologischen Theorie <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />
haben seit jeher verschiedene Modelle vom Menschen als Kristallisationspunkt<br />
für erkenntnisleitende Orientierungen und Annahmen nebeneinan<strong>der</strong><br />
existiert. Oft war für eine bestimmte historische Phase eines <strong>der</strong> Modelle<br />
mit seinen jeweils zugeordneten Theorie- und Methodenvarianten beson<strong>der</strong>s<br />
verbreitet und vorherrschend, doch blieben stets an<strong>der</strong>e daneben<br />
erhalten, um in einer folgenden Periode wie<strong>der</strong> stärker in den Vor<strong>der</strong>grund<br />
zu treten (Geulen 1980). Vermutlich wird eine solche Pluralität von erkenntnisleitenden<br />
Orientierungen und Annahmen mit jeweils zugeordneten Theorieund<br />
Methodenvarianten auch weiterhin für die Theorie <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />
charakteristisch bleiben.<br />
Es fallen in den letzten zehn bis zwanzig Jahren <strong>der</strong> Theorieentwicklung allerdings<br />
zwei Prozesse auf, die auf einen verän<strong>der</strong>ten Umgang mit dieser<br />
Situation hinweisen:<br />
Einmal wird es offenbar für jeden Wissenschaftler und jede Wissenschaftlergruppe<br />
selbstverständlicher, die erkenntnisleitenden Orientierungen und Annahmen<br />
(„Subjektmodelle“) offenzulegen, die <strong>der</strong> Theoriebildung und <strong>der</strong><br />
methodisch-empirischen Analysestrategie zugrunde liegen. Auf diese Weise<br />
werden Ausgangspunkt und Konstruktionsprinzipien von Theorie und Methode<br />
den an<strong>der</strong>en Wissenschaftlergruppen nachvollziehbar und damit auch rekonstruierbar<br />
und kritisierbar gemacht. Durch eine Offenlegung <strong>der</strong> erkenntnisleitenden<br />
Orientierungen und Annahmen wird es möglich, theoretische und<br />
methodische Vorgehensweisen im Kontext <strong>der</strong> Gesamtanlage einer erkenntnisleitenden<br />
Strategie gegenseitig zu würdigen und die Bezüge zwischen konkreten<br />
Einzeltheorien und einzelnen methodischen Verfahrensweisen besser<br />
zu identifizieren. Mit einem geschärften Bewußtsein für die Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
Theorie- und Methodenauswahl von <strong>der</strong> Modellsetzung dürfte langfristig auch<br />
die Bereitschaft <strong>der</strong> Wissenschaftlergruppen steigen, sich in denjenigen Arbeitsbereichen<br />
auf Kooperationsbeziehungen einzulassen, in denen die metatheoretischen<br />
und metamethodischen Ausgangspositionen nicht unüberbrückbar<br />
auseinan<strong>der</strong>klaffen o<strong>der</strong> sogar Berührungspunkte aufweisen.<br />
Zum zweiten zeichnet sich in den letzten Jahren eine Schließung <strong>der</strong> Kluft<br />
zwischen den erkenntnisleitenden Orientierungen und Annahmen in <strong>der</strong> psychologischen<br />
und <strong>der</strong> soziologischen Forschung <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />
ab. Zunehmend rücken die Wissenschaftlergruppen von den eindimensionalen<br />
und oft klischeehaften Menschenbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ersten Forschergeneration<br />
ab und gehen zu komplexeren und differenzierteren Modellen als Kristallisationspunkten<br />
für die erkenntnisleitenden Annahmen über. Die sehr ein-