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Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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schiedliche Mediennutzungsmuster (Kiefer 1987, S.145), aus denen zum Teil<br />

wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Medienwirkungen resultieren. Neben diesem mediengeschichtlichen<br />

Situationswandel, <strong>der</strong> sich im Zusammenhang mit den sog. Neuen Medien<br />

wohl nicht ähnlich intensiv wie<strong>der</strong>holt, sind auch sozialpsychologische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in Rechnung zu setzen, die für das Medien-Wirkungspotential<br />

relevant sind und umgekehrt durch die Medien auch mitverursacht werden.<br />

Die zwei häufigst gebrauchten Stichworte in diesem Zusammenhang lauten:<br />

Wertewandel und Meinungsklima.<br />

Zwar sind Realität und Bedeutung sog. postmaterialistischer Werte, solche<br />

<strong>der</strong> Selbstentfaltung auf Kosten von Pflicht- und Akzeptanzwerten, noch keineswegs<br />

endgültig nachgewiesen, aber einige interessante Erkenntnisse fallen<br />

von <strong>der</strong> These des Wertewandels doch für das Thema Medienwirkungen ab.<br />

So sehen Anhänger postmaterialistischer Werte weniger fern, lesen mehr und<br />

nehmen auch mehr am organisierten gesellschaftlichen Leben teil als Träger<br />

materialistischer Werte (Kiefer, Manuskript). An<strong>der</strong>erseits sind gerade bei<br />

„postmateriellen“ Themen größere Medienwirkungen festzustellen als hinsichtlich<br />

direkter erfahrbarer „materieller“ wie Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> Preissteigerung<br />

(Schönbach 1981, S.541f.). Von einer Vermehrung von Trägern postmaterialistischer<br />

Werthaltungen ist also eine Verstärkung des Medien-Wirkungspotentials<br />

zu gewärtigen.<br />

Das Meinungsklima schließlich, d.h. Art und Grad <strong>der</strong> Verfestigung dominieren<strong>der</strong><br />

Meinungen, ist natürlich in stärkstem Maß Voraussetzung wie Resultat<br />

von Medienwirkungen. Aus dieser dynamischen Gesamtkonstellation wird<br />

im Zusammenhang mit dem Medieneinfluß auf Wahlen in letzter Zeit beson<strong>der</strong>s<br />

die doppelte Mitteilungsstruktur von Massenmedien beachtet, nämlich<br />

außer Meinungspositionen zu umreißen, auch Meinungsverteilungen zu suggerieren.<br />

Geht man davon aus, seine soziale Natur veranlasse den Menschen,<br />

Isolation zu fürchten, so erhalten durch Massenmedien verbreitete Meinungen<br />

um so mehr Bedeutung, je überzeugen<strong>der</strong> sie als Mehrheitsmeinungen<br />

ausgegeben werden. Geschieht dies mit einer Min<strong>der</strong>heitenmeinung einigermaßen<br />

konstant in einem Leitmedium wie dem Fernsehen, so kann eine<br />

„Schweigespirale“ insofern in Gang gesetzt werden, als unter dem irrigen Eindruck,<br />

auf <strong>der</strong> Verliererstraße zu sein, ursprüngliche Mehrheitsmeinungen<br />

verstummen und dadurch sich tatsächlich schwächen (Noelle-Neumann 1980;<br />

Saxer 1983, S.133ff.). Selbst wenn ein Meinungsklima auf diese Art umkippt,<br />

so folgert daraus allerdings noch lange nicht eine entsprechende Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Wahlverhaltens. Es beleuchtet indes diese Medienwirkung über eine<br />

Art quasistatistischer Wahrnehmung <strong>der</strong> öffentlichen bzw. veröffentlichten<br />

Meinung, durch die Meinungssysteme destabilisiert, aber auch stabilisiert<br />

werden können, noch einmal die verschlungenen Wege <strong>der</strong> Medienwirkung.<br />

Und die Umstrittenheit <strong>der</strong> politischen Relevanz falscher Darstellung von<br />

Meinungsverteilungen durch Medien verrät noch einmal die Schwierigkeit, diese<br />

Wirkungen angemessen zu gewichten.

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