Beiträge der Bezugswissenschaften zur Erwachsenenbildung

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5. Wirkung: Dem Forscher im biographischen Forschungsansatz erschließt
sich ein verändertes Wirklichkeitsverständnis, erweiterte Bewußtseinswahrnehmung,
vielleicht Bewußtseinsveränderung.
Biographisches Material erweist sich als Magnetfeld zur Herausforderung
wechselseitiger Lernprozesse des Umdenkens (Schuchardt 1985, 132 ff.). Der
Forschende erfährt und erleidet durch die ‚unmittelbare‘ Begegnung mit dem
Biographen oder die ‚mittelbare‘ bzw. ‚vermittelte‘ Begegnung im Medium Biographie
die Infragestellung seiner eigenen Person, seiner Forschungs- und
Wissenschaftspraxis, seines gesamten In-der-Welt-Seins.
Am Beispiel einer Arbeitshypothese eigener Forschung: Es gibt konstitutive
Elemente der Datenerhebung und -auswertung, die sich im biographischen
Forschungsansatz als interdependente Zusammenhänge erweisen zwischen:
– Hypothesengenerierung und -überprüfung
– Produkt/Daten und Prozeß/Beziehung
– den Rollen Forschungsadressat und -initiator
– Forschungserkenntnis und therapeutischer Funktion
(Schuchardt 1985, 38 ff.).
Im Spiegel eines Biographen (eines Forschers), eines Erziehungswissenschaftlers,
bisher keine Arbeit mit Behinderten, Universitätsprofessor, nebenamtlich
in der Weiterbildung tätig (1985, 135 ff.): „Durch den Forschungsprozeß herausgerissen
aus der Partizipation: ‚Erster Eindruck: Erschrecken! – Wieviel
Elend gibt es auf der Welt – So massiert wie in den Biographien ist mir das
in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Kann ich das psychisch überhaupt
verkraften? Erste Reaktion: Liegenlassen! – nicht mehr weiterlesen –
Das halte ich nicht aus!‘
Wunsch zur Integration/Partizipation: ‚Zweite Reaktion: Andere aus der Familie
an der Erfahrung teilnehmen lassen – die Gespräche wurden als Entlastung
erfahren. Tiefgehende Überzeugung kam in mir auf, daß es eine Chance
ist, in dieser Weise sich mit Schicksalen auseinandersetzen zu müssen, und
es wuchs der Wunsch, es intensiver und von mir selbst ausgehend freiwillig
zu tun …
(Einige Wochen später): Erster intensiver Kontakt mit einer Gruppe von Behinderten
im Nils-Stensen-Haus vermittelt die zunächst überraschende Erfahrung,
daß die Behinderten zunächst ganz selbstverständlich von mir angenommen
wurden, kein Erschrecken mehr, keine Angst, kein Ausweichen.
Beglückende Erfahrung, daß ein sprachlich und körperlich Schwerbehinderter
persönlich und schriftlich auf eigene Initiative sich mir stellte und mich als
Experten für Arbeit mit Behinderten ansprach, ein Experte, der ich nicht bin
… Respekt vor jedem Behinderten, insbesondere vor denen, die mit Überzeugungskraft
ihre Situation bejahen und nach außen vertreten. Entschluß, nicht
nur im Jahr der Behinderten, sondern bei jeder passenden Gelegenheit als
Mensch und als Pädagoge mich Fragen der Behinderten zu stellen, allerdings
mit Takt und Vorsicht, denn meinen Lernprozeß beim Lesen der Biographien