Monographie Bonn-Rhein-Sieg
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STARK UND SELBSTBEWUSST<br />
10<br />
Wolfgang Grießl<br />
Dr. Hubertus Hille<br />
Die Entscheidung war denkbar knapp.<br />
Mit 338 zu 320 Stimmen nahm der<br />
Bundestag am 20. Juni 1991 den<br />
Antrag „Vollendung der Einheit Deutschlands“<br />
an. Damit war das Ende <strong>Bonn</strong>s als<br />
Bundeshauptstadt besiegelt. Wenige Jahre<br />
später wurde der Parlaments- und Re gie -<br />
rungssitz nach Berlin verlegt, <strong>Bonn</strong> war „nur“<br />
noch Bundesstadt – ohne „haupt“. Damals<br />
waren Politik, Wirtschaft und Bevölkerung in<br />
großer Sorge um die Zukunft der Region<br />
<strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong>. Der Umzugsbeschluss des<br />
Deutschen Bundestages drohte zu einer politisch<br />
verursachten Strukturkrise zu führen.<br />
Heute, 25 Jahre später, können wir festhalten: Der Strukturwandel<br />
war erfolgreich. Das war möglich, weil alle Verantwortlichen<br />
in <strong>Bonn</strong> und der Region die Mittel des Bundes<br />
für eine Gemeinschaftsaktion im Interesse aller genutzt<br />
haben. Zusammenarbeit und gegenseitige Rücksichtnahme<br />
waren das Geheimnis dieses Erfolges! Dazu kamen wichtige<br />
Entscheidungen der kommunalpolitisch Verantwortlichen.<br />
Erinnert sei an den Bau des Post-Towers oder die Entwicklung<br />
des „<strong>Bonn</strong>er Bogens“, heute ein Wirtschaftsstandort und<br />
eigenes Stadtviertel mit erheblicher Ausstrahlungskraft.<br />
Der Wandel der Region basierte auf einem „Fünf-Säulen-<br />
Modell“:<br />
– <strong>Bonn</strong> als Bundesstadt<br />
– Zentrum für internationale Zusammenarbeit<br />
– Region der Wissenschaft und Forschung<br />
– Region zukunftsorientierter Wirtschaftsstruktur<br />
– Modell einer umweltgerechten Städtelandschaft und<br />
Kulturregion<br />
Heute ruhen Stadt und Region fest auf diesen fünf Säulen.<br />
Das Vierteljahrhundert war richtungweisend – und <strong>Bonn</strong><br />
ebenso wie der Rhein-<strong>Sieg</strong>-Kreis gingen gestärkt aus dem<br />
Wandel hervor. Heute können sie selbstbewusst in die<br />
Zukunft blicken.<br />
Wobei „ruhen“ das falsche Wort ist. Die Region ist in Bewegung<br />
und entwickelt sich äußerst dynamisch: <strong>Bonn</strong> und der<br />
Rhein-<strong>Sieg</strong>-Kreis sind eine Wachstumsregion. Nach der<br />
Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes<br />
IT.NRW werden Stadt und Region mindestens bis 2040<br />
weiter wachsen. Derzeit leben auf einer Fläche von knapp<br />
1300 Quadratkilometern fast eine Million Menschen. Viele<br />
fühlen sich angezogen, weil sie exzellente Ausbildungs -<br />
stätten vorfinden, attraktive Arbeitgeber und einen kulturell<br />
wie landschaftlich reizvollen Wohn- und Lebensstandort.<br />
Trotz des Umzugs von Parlament und großen Teilen der<br />
Bundesministerien konnten <strong>Bonn</strong> und der Rhein-<strong>Sieg</strong>-Kreis<br />
übrigens auch an Arbeitsplätzen zulegen. Durch zahlreiche<br />
neue Einrichtungen, Neugründungen und Ansiedlungen<br />
wurden nach dem Regierungsumzug mehr als 25 000<br />
zusätz liche Arbeitsplätze geschaffen. Städterankings be -<br />
schei nigen <strong>Bonn</strong> immer wieder eine hohe Attraktivität, etwa<br />
hinsichtlich Arbeitsmarkt und Wohlstand, Demografie und<br />
Lebensqualität, Kaufkraft und Wirtschaftsstruktur.<br />
Die Zahl der IHK-zugehörigen Unternehmen stieg seit 1991<br />
um fast 50 Prozent auf rund 53 000. Dominierend ist dabei<br />
der Dienstleistungssektor, insbesondere die Informationsund<br />
Telekommunikationsbranche, die Logistikbranche und<br />
andere produktionsnahe Dienstleister. Der Anteil des<br />
Dienstleistungssektors an allen Beschäftigten liegt im IHK-<br />
Bezirk mit 82 Prozent deutlich höher als im Bundes- und<br />
Landesdurchschnitt. Im produzierenden Gewerbe sind die<br />
Kunststoffindustrie, der Maschinenbau und die Auto -<br />
mobilzulieferer die Leitbranchen. Der Anteil der hoch qua -<br />
lifizierten Beschäftigten erreicht in der Region mit 17,1<br />
Prozent einen sehr hohen Wert. Die Arbeitslosenquote lag<br />
in den vergangenen Jahren immer deutlich unter dem<br />
Landesdurchschnitt.<br />
Die Wirtschaftsregion <strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong> hat definitiv das<br />
Potenzial, weiter zu wachsen und im zunehmenden Stand -<br />
ortwettbewerb mitzuhalten. Dazu ist es allerdings unab -<br />
dingbar, die auf vielen Gebieten längst praktizierte Zusammenarbeit<br />
zwischen Stadt <strong>Bonn</strong> und Rhein-<strong>Sieg</strong>-Kreis, aber<br />
auch darüber hinaus, etwa in der sich gerade formierenden<br />
Metropolregion Rheinland, zu vertiefen und auf Bereiche zu<br />
erweitern, in denen nach wie vor zu wenig kooperiert wird.<br />
Das gilt vor allem für die Weiterentwicklung der Verkehrs -<br />
infrastruktur und die Sicherung der Zukunft <strong>Bonn</strong>s als<br />
Bundesstadt gegen die zunehmende Aushöhlung des<br />
Berlin/<strong>Bonn</strong>-Gesetzes.<br />
Die Region ist stark. Doch nur gemeinsam bleiben wir<br />
stark!<br />
Wolfgang Grießl<br />
Präsident der IHK <strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong><br />
President of the <strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong><br />
Chamber of Industry and Commerce<br />
Dr. Hubertus Hille<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK <strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong><br />
Managing director of the <strong>Bonn</strong>/Rhein-<br />
<strong>Sieg</strong> Chamber of Industry and Commerce