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Monographie Bonn-Rhein-Sieg

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Lothar Schmitz<br />

KUNSTSTOFFREGION BONN/RHEIN-SIEG –<br />

EIN WELTWEITER TRENDSETTER<br />

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Handy und Lenkrad, Shampooflasche und Tupperdose –<br />

es ist fast unmöglich, sich den Alltag ohne Kunststoff<br />

vorzustellen. Ebenso unmöglich ist es, sich die Wirt -<br />

schafts region <strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong> ohne Kunststoff vor zu -<br />

stellen. Hier wurde nicht nur Kunststoffgeschichte<br />

geschrieben, sondern hier hat sich im Lauf der Jahrzehnte<br />

eine vielfältige und starke Kunststoffszene etabliert.<br />

Getragen von weit über 100 großen, mittleren und<br />

kleinen Kunststofferzeugern, -verarbeitern sowie Ma -<br />

schinen- und Werkzeugbauern, aber auch Bildungs- und<br />

Forschungseinrichtungen.<br />

<strong>Bonn</strong> gilt als die Keimzelle der Blasformtechnik, oder<br />

richtiger: der Übertragung der Blasformtechnik von Glas auf<br />

Kunststoff. Das Blasformen ist ein Verfahren zur Herstellung<br />

von Hohlkörpern aus thermoplastischen Kunststoffen. Im<br />

Mai 1950 ließ Dr. Reinold Hagen, Gründer der Kautex-Werke<br />

in <strong>Bonn</strong>-Holzlar, die Technik patentieren. 1950 entstand hier<br />

zum Beispiel mit einem 10-Liter-Ballon aus Polyethylen der<br />

erste nahtlos geblasene Großbehälter der Welt. Einige Jahre<br />

später folgte der erste zugelassene Reservekanister aus<br />

Kunststoff, 1966 der weltweit erste Benzintank aus Kunststoff<br />

– ein Prototyp für Ford. 1973 wurden erstmals serienmäßig<br />

Kraftfahrzeuge mit Kautex-Benzintanks ausgestattet.<br />

Aus einem Unternehmen wurden zwei – und beide sind<br />

auch heute noch Schwergewichte am Kunststoffstandort<br />

<strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong>. Die Kautex Maschinenbau GmbH ist für<br />

viele Kunststoffverarbeiter ein unverzichtbarer Partner. Das<br />

Unternehmen entwickelt und baut Maschinen für alle<br />

wichtigen Anwendungssegmente der Blasformtechnologie<br />

– von der Automobilindustrie bis zu Industrie- und Konsumverpackungen.<br />

Kautex Maschinenbau gilt als Weltmarkt -<br />

führer im Segment der Maschinen zur Herstellung von Kraftstoffbehältern<br />

aus Kunststoff. KAUTEX TEXTRON wiederum<br />

gilt als einer der Top-100-Automobilzulieferer weltweit. Das<br />

Kerngeschäft liegt in der Herstellung von Kunststoff-Tank -<br />

systemen für nahezu alle Automobilhersteller. Jüngst hat<br />

man die Produktpalette um Speicherbehälter für alternative<br />

Antriebssysteme, zum Beispiel Hybrid-Tanks oder Wasserstoff-Drucktanks,<br />

erweitert.<br />

Troisdorf: von Dynamit Nobel bis heute<br />

Nur wenige Kilometer trennen Holzlar von Troisdorf, dem<br />

anderen Ursprungsort der hiesigen Kunststoffbranche. Für<br />

diesen Ursprung steht bis heute Dynamit Nobel – das<br />

Weltunternehmen bot hier noch in den 1970er-Jahren über<br />

10 000 Menschen Arbeit. Wichtige Entwicklungen im<br />

Kunststoffsektor sind mit dem Namen Dynamit Nobel verbunden.<br />

Das ursprüngliche Unternehmen existiert nicht mehr. Dafür<br />

sind – auch durch die Nähe zu Dynamit Nobel, Kautex und<br />

anderen – zahlreiche weitere Kunststoffunternehmen am<br />

Standort Troisdorf entstanden. Das zur Wirtschaftsförderung<br />

gehörende Kompetenzzentrum Kunststoff zählt rund 50<br />

branchenzugehörige Betriebe in Troisdorf. Die Angebots -<br />

palette reicht von Spezialfolien für Verbundsicherheitsglas<br />

in Fahrzeugen, Gebäuden und Solaranlagen bis zur Wiederaufbereitung<br />

von Kunststoffabfällen, die bei der Produktion<br />

anfallen und zu Granulaten mit unterschiedlichsten Eigenschaften<br />

vermahlen werden, die wiederum in den Produktionskreislauf<br />

gehen.<br />

Eine besonders intensive Bindung an den Standort hat die<br />

Reifenhäuser-Gruppe, einer der großen „Hidden Champions“<br />

in der Region: Das Unternehmen ermöglicht seinen Kunden<br />

mit Technologien und Komponenten für die Kunststoff -<br />

extrusion die Produktion von Folien, Vliesstoffen, Mono -<br />

filamenten und Holz-Polymer-Verbund-Profilen. Reifenhäuser<br />

gilt, gemessen am Umsatz, als weltweit größter<br />

Extrusionsanlagenbauer.<br />

Gute Standortbedingungen<br />

Die Unternehmen der Kunststoffbranche profitieren in <strong>Bonn</strong><br />

und dem Rhein-<strong>Sieg</strong>-Kreis sowie der Umgebung von einem<br />

exzellenten Nachwuchsreservoir. Die Rekrutierung junger<br />

Fachkräfte bereitet den Akteuren bisher weniger Sorgen als<br />

anderswo.<br />

An der Hochschule <strong>Bonn</strong>/Rhein-<strong>Sieg</strong> zum Beispiel sind insbesondere<br />

zwei Fachbereiche für die örtlichen Kunststoff -<br />

unternehmen interessant: Im Fachbereich „Elektrotechnik,<br />

Maschinenbau und Technikjournalismus“ am Standort Sankt

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