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axali da uaxlesi istoria

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Vom 21. bis 27. Juni 1927, nach der Veröffentlichung der Patriarchalen und Syno<strong>da</strong>len Epistole des Ökumenischen<br />

Patriarchen Basilius III. 1 , fand in Georgien ein Konzil statt. Dort wurde folgender Beschluss verabschiedet:<br />

Der Gregorianische Kalender wird für die unbeweglichen Festtage und Gedenktage eingeführt, die beweglichen Tage<br />

und Festtage aber werden wieder nach dem Julianischen Kalender gefeiert 2 . Abgesehen von solchen Kompromissen<br />

<strong>da</strong>uerte der Streit weiter an und brachte unangenehme Exzesse hervor. Die Heilige Synode der georgisch-orthodoxen<br />

Kirche wurde am 28. September 1928 gezwungen, den erwähnten Beschluss wieder einzuhalten. Als Hauptgrund dieser<br />

Erfolglosigkeit nannte die Synode folgende Umstände: 1. Nichtexistenz der Mittel für Massenpropagan<strong>da</strong>, um auf die<br />

Bildung des Volkes Einfluss nehmen zu können (<strong>da</strong>mals war auch <strong>da</strong>s Predigen fast verboten) und 2. Einfluss der<br />

russisch-orthodoxen Kirche. Diese zweite Ursache war die wichtigste. Wenn solche Kompromisse nicht geschlossen<br />

worden wären, wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, <strong>da</strong>ss der georgisch-orthodoxen Kirche viele Gläubige,<br />

insbesondere Russen und Separatisten, verloren gegangen wären und sich der russisch-orthodoxen Kirche angeschlossen<br />

hätten. Deswegen beauftragte die heilige Synode die Hierarchen, Priester und gebildeten Gläubigen: “Erklärt den<br />

Gläubigen die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit der vollkommenen Aufnahme des neuen Kalenders in <strong>da</strong>s kirchliche<br />

Leben” 3 . Dann aber hatte man keine Zeit und Kräfte mehr für die Kalenderfrage, denn die altehrwürdige georgische<br />

Kirche stand vor der Auflösung ihrer Existenz als legaler Organisation.<br />

Heute ist die georgisch-orthodoxe Kirche die reichste und stärkste Organisation in Georgien und hat größte<br />

Autorität in der Bevölkerung. Das Ansehen des Katholikos-Patriarchen Ilia II. ist viel höher als <strong>da</strong>s Ansehen des<br />

staatlichen Präsidenten. Das wissen wir aus offiziellen Umfragen. Diese Kirche benutzt zahlreiche moderne<br />

Massenmedien. Der Einfluss Russlands, wie auf diesem Richtung <strong>da</strong>mals war, existiert nicht mehr. Aber die Frage<br />

nach dem Kalender steht doch nicht offiziell auf der Tagesordnung. Obwohl man in den weltlichen Kreisen oft<br />

hört, <strong>da</strong>ss die Existenz zweier Kalender in ein und derselben Gesellschaft und im Staat ziemlich große<br />

Schwierigkeiten macht. In Georgien fasten viele Leute, auch vor dem Weihnachtsfest, aber <strong>da</strong>s Neujahrsfest fällt<br />

in diese Fastenzeit. Auch die Kontakte mit dem Westen, die nach der sowjetischen Zeit stark zugenommen haben,<br />

werden durch dieses Problem erschwert (während im Westen schon Weihnachtsfeiertage und Ferien sind, ist in<br />

Georgien noch Fastenzeit).<br />

Innerhalb der letzten Jahre wurden in den georgischen Massenmedien über die Vorzüge der Kalenderform<br />

mehrere Artikel veröffentlicht; in Funk und Fernsehen fanden Sendungen statt; auch Astronomen (Weltberühmte<br />

Professor Ewgeni Charadze und Prof. Schalwa SabaSchwili) äußerten ihre Position und ihren Standpunkt. Auch von mir<br />

wurden z.B. sieben populäre Aufsätze in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften gedruckt 4 . Diese Publikationen<br />

waren aufklärender Natur und forderten keine dringenden Reformen. Abgesehen <strong>da</strong>von war die Reaktion konservativer<br />

Kleriker scharf negativ, so erschienen viele polemische Publikationen mit Losungen wie: “Verteidigt den alten<br />

Kalender!”, oder: “Die Anhänger des neues Kalenders sind Feinde der Orthodoxie” usw. Die anti-ökumenische Hysterie,<br />

die nach der sowjetrussischen Zeit einen erheblichen Teil der georgischen orthodoxen Kirche erfasst, erstreckt sich auch<br />

auf die Kalenderfrage. Katholikos-Patriarch Ilia II. ist gezwungen, <strong>da</strong>rauf Rücksicht zu nehmen. Das bezeugt die Sitzung<br />

der Heiligen Synode, die am 8. Oktober 1998 stattfand. Dort wurde scharfe Kritik an den ökumenischen Ge<strong>da</strong>nken und<br />

Tätigkeiten geübt, als Teil <strong>da</strong>von auch an der Kalenderreform. Die Synode ver<strong>da</strong>mmte <strong>da</strong>mit die finnische orthodoxe<br />

Kirche, die Ostern nach dem Gregorianischen und nicht mehr nach dem Julianischen Kalender feiert 5 .<br />

Die größte Aktivität zeigen <strong>da</strong>bei der Archimandrit Rafael Karelin und Erzpriester Bidzina Gunia.<br />

Archimandrit Rafael schreibt zwar auf Russisch, seine Beiträge werden aber zügig ins Georgische übersetzt und<br />

verbreiten sich schnell unter den Gläubigen. Die Argumente, die <strong>da</strong>bei verbreitet werden, sind emotional und<br />

plakativ; die Stellungnahmen aber so schwierig und undeutlich, <strong>da</strong>ss ich sie persönlich nicht leicht verstehen und<br />

nachvollziehen kann. Im folgenden <strong>da</strong>zu einige Beispiele. Vater Rafael schreibt: Der Julianische Kalender “ist der<br />

Code des kosmischen Pulses”. Er berücksichtigt die kosmischen Rhythmen und ist <strong>da</strong>von geprägt. “Der Puls der<br />

Kirche, der Kalender, soll sich auf die Sterne beziehen und nicht auf die Sonne; er sei kosmozentrisch und nicht<br />

heliozentrisch”. “Die Sphäre der Handlung der Kirche soll nicht geo- oder heliozentrisch sein, sondern metakosmisch”.<br />

Die Julianischen und Gregorianischen Kalender unterscheiden sich durch folgendes: Der Erstere orientiert<br />

sich sowohl an der Sonne als auch am Mond und an den Sternen, der letztere aber nur an der Sonne; der erstere ist<br />

Pleroma (Vollkommenheit), der letztere aber Schema und Leere; der erstere ist “<strong>da</strong>s kosmische Poem, der letztere<br />

aber die Buchhalterei”; der erstere ist “die Note des kosmischen Akkordes, der andere aber trockene Ziffern”; der<br />

erstere ist philosophisch, der andere aber utilitaristisch; der erstere ist Symphonie, der andere aber Rock und Smog;<br />

der erstere ist die Frucht der kreationistischen Theorie, der andere aber der Evolutionstheorie. Der Verfasser des<br />

ersteren, Sozigen, ist “der große Komponist”, “der Schöpfer der unvergleichlichen Symphonie der Epoche”. Er<br />

beherrschte angeblich die “Biblische Lehre”, “die Begabung des mystischen Sehens” und “man sagt, ihm fehlte<br />

1 Die georgische Übersetzung: Kalender der georgischen Kirche für <strong>da</strong>s Jahr 1928 (Tbilisi, 1928), s. 33-36.<br />

2 Eben<strong>da</strong>, s. 32-33.<br />

3<br />

Kalender der georgischen Kirche für <strong>da</strong>s Jahr 1929 (Tbilisi, 1929), s. 33.<br />

4 Die letzte Publikation: “Kirche, Staat und Kalender”: zRvari [zgwari (Grenze)], Nr.1 (2006), s. 20-30.<br />

5 Glaube in der 2. Welt, Nr. 1 (1999), s. 5.<br />

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