Wirtschaftsrecht II - Studentenverbindung Concordia Bern
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Prof. Dr. Roland von Büren WS 1998/99<br />
Version vom 7. Mai 2001 <strong>Wirtschaftsrecht</strong> <strong>II</strong><br />
genüber eine höhere Kommanditsumme angegeben, haftet er für diesen Betrag<br />
(Derogation der positiven Rechtskraft des Handelsregisters; Art. 608 <strong>II</strong> OR).<br />
Die Kommanditsumme kann herabgesetzt werden; diese kleinere Summe gilt aber erst<br />
nach dem Eintrag ins Handelsregister und nur für Verbindlichkeiten die nach dem Eintrag<br />
entstanden sind (Art. 609 OR).<br />
• Tritt ein Kommanditär nach aussen im Namen der Gesellschaft auf und gibt nicht zu<br />
erkennen, dass er bloss als Prokurist oder Handlungsbevollmächtigter handelt, haftet<br />
er nach aussen wie ein Komplementär (Art. 605 OR).<br />
• Erscheint der Name eines Kommanditärs in der Firma, haftet er nach aussen wie ein<br />
Komplementär (Art. 607 OR).<br />
• Solange die Kommanditgesellschaft nicht im Handelsregister eingetragen ist, haften<br />
nach aussen alle Gesellschafter wie Kollektivgesellschafter (Art. 606 OR).<br />
2.3.3 Das Aussenverhältnis<br />
Nach aussen sind allein die Komplementäre zur Vertretung befugt (Art. 603 i.V.m. 563<br />
OR). Die Kommanditäre können die Gesellschaft aber als Prokuristen und Handlungsbevollmächtigte<br />
(Art. 458 ff. OR) vertreten.<br />
Diese Unterscheidung in der Vertretung ist von praktisch geringer Bedeutung, da der<br />
Prokurist nahezu die gleichen Vertretungsbefugnisse hat, wie ein geschäftsführender<br />
Komplementär (Ausnahme: Art. 459 <strong>II</strong> OR).<br />
2.3.4 Beendigung der Gesellschaft und Gesellschafterwechsel<br />
Für die Beendigung der Kommanditgesellschaft gelten die Regeln der Kollektiv- bzw.<br />
der einfachen Gesellschaft (Art. 619 I i.V.m. 574 i.V.m. 545 f. OR). Tod oder Entmündigung<br />
eines Kommanditärs haben nicht die Auflösung der Gesellschaft zur Folge (Art.<br />
619 <strong>II</strong> OR).<br />
2.3.5 Die praktische Bedeutung der Kommanditgesellschaft<br />
MEIER-HAYOZ/FORSTMOSER, 14 N 59 ff.<br />
Fall 3: Kommanditgesellschaft<br />
Hans Ledergerber leitete seit über 30 Jahren die "Fiat-Garage Ledergerber und<br />
Cie." als Kollektivgesellschaft in Rümligen zusammen mit seinem Neffen César<br />
Flückiger. Einem lang gehegten Wunsche folgend begab er sich mit einer Reisegruppe<br />
nach Nepal, wo er auf 6800m Höhe unerreichbar für Rettungshelikopter<br />
einem Lungenödem erlag.<br />
Sein Anteil am Geschäft fiel zu gleichen Teilen an seine Frau und an seine Tochter<br />
Fanny Ehrsam. Hans Ledergerber hatte seinerzeit im Gesellschaftsvertrag mit<br />
César Flückiger vereinbart, dass die Gesellschaft nach seinem Ableben mit seinen<br />
Erben weitergeführt werden sollte.<br />
Fanny Ehrsam äusserte sogleich den Wunsch, in die Fusstapfen ihres Vaters zu<br />
treten und im Geschäft selbst aktiv mitzuwirken. Die Mutter dagegen wollte ihre<br />
persönliche Haftung wegen der in finanziellen Dingen bekanntermassen grosszü-<br />
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