Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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Zwei Beispiele konkreter Forschungsarbeiten sollen die Frage der Fairness<br />
der Beurteilung verdeutlichen. Das erste ist ein Beispiel qualitativer, das zweite<br />
ein Beispiel quantitativer Forschung.<br />
Beispiel 1:<br />
Annie Brown (2005) hat eine detaillierte vergleichende Diskursanalyse von<br />
zwei Prüfungsgesprächen des Typs Interviewgespräch durchgeführt. In den<br />
zwei Prüfungsgesprächen wurde dieselbe Kandidatin befragt, jedoch von zwei<br />
verschiedenen Prüfenden. Das Forschungsinteresse bestand darin festzustellen,<br />
1. worin sich Prüfende in der Rolle der Interlokutoren unterscheiden, 2.<br />
welche Auswirkungen die Unterschiede auf die Leistung der Geprüften haben<br />
und 3. welche Konsequenzen dies für die Beurteilung der Leistungen hat.<br />
Die Analyse der zwei Prüfungsgespräche zeigt sehr deutlich, wie stark sich<br />
die beiden Prüfenden in ihrer <strong>Gespräch</strong>sführung unterscheiden: in der Art wie<br />
und wie viel Hilfen sie geben, wie sie fragen, wie viel Redezeit sie selbst beanspruchen<br />
und wie viel Zeit sie dem Kandidaten für Antworten lassen.<br />
Die Detailanalysen veranschaulichen auch sehr schön, dass die Qualität<br />
dessen, was die Kandidatin zeigt, erheblich davon abhängt, was die Prüfenden<br />
erlauben oder herausholen. Die Geprüfte erscheint in den zwei <strong>Gespräch</strong>en als<br />
unterschiedlich kompetent.<br />
Die Leistungen der Kandidatin wurden auf der Basis von Aufzeichnungen<br />
durch unabhängige Beurteiler bewertet. Die Beurteiler kamen für die zwei <strong>Gespräch</strong>e<br />
zu klar unterschiedlichen Beurteilungen. Sie bemerkten zwar das unterschiedliche<br />
Prüferverhalten, abstrahierten dann jedoch davon und beurteilten,<br />
wie sie es als ihre Aufgabe ansahen, allein die individuelle Fähigkeit des<br />
Prüflings.<br />
Die Untersuchung zeigt ein Dilemma: Gegenstand des Testens ist die individuelle<br />
Kompetenz. Interaktion aber ist Zusammenarbeit. In der Interaktion<br />
wird das Produkt ko-konstruiert. Beide <strong>Gespräch</strong>spartner tragen zum Gelingen<br />
und zur Qualität des <strong>Gespräch</strong>s bei.<br />
Die Untersuchung von Annie Brown stellt die Frage nach der Fairness des<br />
Prüfungsgesprächs. Ein Weg, Fairness zu erhöhen, ist eine intensive Prüferschulung.<br />
Eine andere «Lösung» besteht darin, den echten Interlokutor aus<br />
der Prüfung zu el<strong>im</strong>inieren. Dies geschieht in mündlichen Prüfungen, bei denen<br />
die St<strong>im</strong>uli auf Band gesprochen sind und die Prüflinge ihre Antworten auf<br />
Band sprechen, wie zum Beispiel in der Sprachprüfung für die Zulassung zum<br />
Studium in <strong>Deutsch</strong>land TestDaF.<br />
Beispiel 2:<br />
Gegenstand einer empirischen Untersuchung von Thomas Eckes (2005)<br />
war die Fairness der Beurteilung durch die geschulten TestDaF-Korrektoren<br />
bzw. -Rater. Ich beschränke mich hier auf die Ergebnisse zur Beurteilung des<br />
Mündlichen.<br />
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