Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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an dieser Stelle aber nicht weiter befassen, denn mir scheinen andere Ursachen<br />
viel eher ins Auge zu springen. Dabei will ich mich auf fünf konzentrieren,<br />
schließe aber nicht aus, dass es noch weitere gibt. Anzumerken gilt es dabei<br />
ferner, dass sich diese Ursachen gegenseitig bedingen; die nachfolgende Trennung<br />
ist also nur eine analytische; in Wahrheit sind diese fünf Ursachen kaum<br />
von einander zu trennen.<br />
76<br />
Ursache 1: Der außerunterrichtliche Verwendungszusammenhang<br />
Wer sich die fremdsprachlichen Curricula der letzten Jahre vergleichend ansieht,<br />
wird u.a. zu dem Schluss gelangen müssen, dass in ihnen eine ständig<br />
wachsende Berücksichtigung des außerunterrichtlichen Verwendungszusammenhangs<br />
von Fremdsprachen(-Kenntnissen) zu beobachten ist. Es<br />
scheint, als habe sich die Einsicht langsam aber sicher durchgesetzt, dass sich<br />
curriculare Entscheidungen für den und <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht stärker an<br />
den Kontexten orientieren müssen, in denen Lerner neben oder nach dem<br />
Fremdsprachenunterricht ihre Fremdsprachenkenntnisse tatsächlich anwenden<br />
wollen, können oder müssen. Ablesbar ist dies z.B. an den situativen Einbettungen<br />
von Übungen und Aufgaben, die in ihrer Variationsbreite, mit der sie in<br />
fremdsprachlichen Lehrwerken als Anregung formuliert werden, eine deutliche<br />
Veränderung und Ausweitung erfahren. Waren es in der Vergangenheit zumeist<br />
Situationsvorgaben oder –anregungen, die sich auf den engen häuslichen<br />
und schulischen Kontext bezogen, so weiten aktuelle Lehrmaterialien das<br />
Spektrum an Situationen deutlich aus, indem Lerner in umfassende(re) Kommunikationssituationen<br />
gestellt werden. Am deutlichsten ablesbar ist dies vielleicht<br />
an einem methodischen Zugriff, der in der vermittlungsmethodischen<br />
Diskussion auf die S<strong>im</strong>ulation globale zurückgeht: Lerner werden nicht mehr –<br />
oder besser: nicht mehr in dieser Ausschließlichkeit – mit eng geführten Übungen<br />
konfrontiert, sondern sind in stärkerem Umfang angehalten, Rollen auszugestalten.<br />
Dabei ist der Handlungsspielraum vergleichsweise groß, indem es in<br />
die Autonomie der Lernenden gestellt wird, wie sie eine ihnen vorgegebene<br />
Rolle ausfüllen (wollen). Da diese Ausfüllung von Rollen eben nicht mehr nur<br />
dem automatisierenden Üben dienen soll, sondern auch der möglichst freien<br />
Verfügbarkeit möglichst unterschiedlicher sprachlicher Redemittel, gewinnt das<br />
interaktive Element stark an Bedeutung. Damit müssen Lernende <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht<br />
stärker als früher lernen, auf sprachliche Gegenüber spontan,<br />
flexibel, aber sprachlich doch möglichst angemessen zu reagieren. Hier<br />
ergibt sich die Verbindung zu den von Dieter Wolff in diesem Band erwähnten<br />
Szenarien mündlicher Interaktion, insbesondere zum personal setting und zum<br />
institutional setting. Lernpsychologisch wird dieses Vorgehen u.a. durch das<br />
Konzept der Lernerautonomie begründbar, das dem Lernenden ein deutlich<br />
größeres Maß an Verantwortung für die Lerninhalte und die Lernwege, insbesondere<br />
deren Effektivierung zumisst, als dies der traditionelle Unterricht tut.<br />
Insgesamt zwingt eine solche Ausrichtung des Fremdsprachenunterrichts<br />
zu deutlich mehr Inhaltsorientierung gegenüber einer Formorientierung, die<br />
latent <strong>im</strong>mer in der Gefahr war, zum Selbstzweck zu verkümmern und den Inhalt<br />
zu vernachlässigen. Aus fremdsprachendidaktischer Perspektive hängt