Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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sen und zu beschreiben, dass der Lerner zum Ausdruck bringt, was er<br />
tatsächlich schon kann, bereitet nicht unerhebliche Mühe. Dies wird z.B.<br />
in der Arbeit mit Portfolios deutlich, und zwar nicht nur mit den amtlichen,<br />
sondern auch mit den in einige Lehrwerke integrierten (vgl. z.B.<br />
für Französisch das Lehrwerk À Plus).<br />
• Lehrende, die von Lernertagebüchern überzeugt sind und ihren Einsatz<br />
wagen, berichten von z.T. erheblichen Widerständen bei der Einführung<br />
und der anfänglichen Arbeit damit.<br />
• Der reflektierte Umgang mit dem eigenen Lernen macht Lernern bisweilen<br />
so viel zu schaffen, dass Volkshochschulen sich zu Lehrwerkwechseln<br />
veranlasst sahen und sich wieder weg von Lehrwerken orientiert<br />
haben, die systematische Lernreflexion anregen.<br />
• Lerner reklamieren, dass sie <strong>im</strong> «traditionellen» Fremdsprachenunterricht<br />
häufig zu wenig Gelegenheit zum Sprechen haben. Allerdings<br />
räumen sie auch ein, dass sie die Gelegenheiten zur Entwicklung einer<br />
differenzierteren Sprechkompetenz in offenen Aufgabenstellungen und<br />
Szenarien nicht selten umgehen, wobei dies möglicherweise eher das Ergebnis<br />
einer best<strong>im</strong>mten Schulsozialisation ist als die begründete Ablehnung<br />
offenerer Unterrichtsszenarien.<br />
Aus diesen Beobachtungen lässt sich ableiten, dass die «neue» Mündlichkeit<br />
in einem Begründungszusammenhang wie dem hier entfalteten noch nicht<br />
überall <strong>im</strong> Unterricht angekommen ist (und auch nicht angekommen sein<br />
kann) und dass die mit ihr verbundenen grundsätzlichen Veränderungen einer<br />
systematischen und kontinuierlichen Hinführung bedürfen. All dies spricht aber<br />
nicht dagegen, diese Hinführung wirklich zu betreiben.<br />
Der Beantwortung der Frage, was dies denn alles für das wissenschaftlich<br />
begründete Fach <strong>Deutsch</strong> als Fremdsprache bedeutet, wende ich mich jetzt in<br />
meinem letzten kurzen Abschnitt zu.<br />
5. Was bedeutet diese Entwicklung für das wissenschaftlich begründete<br />
Fach <strong>Deutsch</strong> als Fremdsprache?<br />
Unterstellt man, dass die skizzierten Entwicklungen das Fach <strong>Deutsch</strong> als<br />
Fremdsprache in seiner Gesamtheit betreffen, so sind die Umwälzungen beträchtlich.<br />
Wenn auch das Sprechen und das Sprechenlernen in der Fremdsprache<br />
zum Gegenstand der lernerseitigen Bewusstmachung wird – und ich<br />
meine, dass Vieles dafür spricht –, dann wird sich der Unterricht nachhaltig<br />
verändern. Der Referenzrahmen legt dies ebenso nahe wie die Aufgabenorientierung.<br />
Sprechen wird damit nicht zu einem «bloßen» formorientierten<br />
Produktionsvorgang, der es ja auch ist und der auch «traditionelles Üben» angezeigt<br />
sein lässt, sondern darüber hinaus zu einem reflektierten und zu reflektierenden<br />
Handeln mit einer lernerseitig intendierten und bewusst gemachten<br />
kommunikativen Zielsetzung. Dabei sehe ich erhebliche Chancen für eine<br />
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