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Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

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2. Tendenzen auf dem Prüfungsmarkt<br />

Es ist unverkennbar, dass die Bedeutung von Prüfungen zugenommen hat<br />

und wohl weiter zun<strong>im</strong>mt. Das sehen manche mit Besorgnis und meinen, daran<br />

sei ganz wesentlich der Referenzrahmen schuld (z. B. Krumm 2006), womit<br />

man dem Referenzrahmen wohl Unrecht tut, vor allem aber dessen Wirkungsmöglichkeit<br />

überschätzt und die Wirkung gesellschaftlicher Kräfte unterschätzt.<br />

Im Prüfungswesen lässt sich eine auffallende Tendenz feststellen, Prüfungen<br />

für mehrere Sprachen parallel zu entwickeln. Beispiele sind DIALANG oder<br />

BULATS und manche andere Tests, die sich auf dem Internet finden. Diese<br />

Prüfungen, die teilweise durchaus ihre Vorzüge aufweisen, haben vielfach keinen<br />

Prüfungsteil zum Sprechen (oder nur einen fakultativen, zusätzlich zu bezahlenden<br />

Teil Sprechen). Der Prüfungsteil zum Sprechen fehlt teilweise aus<br />

ökonomischen und teilweise aus technischen Gründen.<br />

Problematisch wird es, wenn auf der Basis der vorhandenen Prüfungsteile<br />

die Ergebnisse verallgemeinert werden für die Kommunikationsfähigkeit generell,<br />

einschliesslich des Sprechens. Nicht selten geschieht dies unter Bezugnahme<br />

auf die Niveaubeschreibungen des Referenzrahmens.<br />

Erfreulich ist die Tatsache, dass mehr Prüfungen für die unteren Niveaus<br />

entwickelt werden und zwar sowohl für Erwachsene (z. B. Start1/2 und A2<br />

Grundstufe <strong>Deutsch</strong>) als auch für Jugendliche (z. B. KID = Kompetenz in<br />

<strong>Deutsch</strong>, Fit in <strong>Deutsch</strong> und das Zertifikat <strong>Deutsch</strong> für Jugendliche; vgl. dazu<br />

den Beitrag von Studer in diesem Band).<br />

Diese Prüfungen verzichten sinnvollerweise nicht auf mündliche Prüfungen,<br />

was durchaus positive Rückwirkungen auf den Stellenwert des Mündlichen<br />

auch <strong>im</strong> schulischen Fremdsprachenunterricht haben dürfte.<br />

Im Migrationsbereich entsteht ein grosser Markt für Sprachprüfungen, denn<br />

verschiedene Länder verlangen schon vor der Einreise, andere für die Verlängerung<br />

der Aufenthaltsbewilligung oder für die Niederlassung und natürlich für<br />

die Einbürgerung einen Nachweis der Sprachkenntnisse durch Prüfungen.<br />

Dabei lassen sich bedenkliche Tendenzen feststellen. Zum einen eine Tendenz<br />

zu Paketlösungen: Man übern<strong>im</strong>mt eine bestehende Prüfung und schreibt<br />

so ein einheitliches Niveau für alle Fertigkeiten vor. Zum andern die Tendenz,<br />

das Niveau ohne differenzierte Begründung recht hoch anzusetzen. In Österreich<br />

wird beispielsweise global das Niveau A2, in <strong>Deutsch</strong>land B1 verlangt. Bei<br />

der Festsetzung des Niveaus wird — teilweise sogar auf Gesetzesebene — auf<br />

den Referenzrahmen Bezug genommen, allerdings nur auf die Globalskala des<br />

Referenzrahmens.<br />

Gesetzliche Best<strong>im</strong>mungen, Lehrwerke und Prüfungen machen oft das Erreichen<br />

globaler Niveaus (A1, A2 oder B1) mit einem ausgeglichenen Profil in<br />

allen Fertigkeiten zum Normalfall. Ein zentrales Anliegen des Referenzrahmens<br />

ist aber gerade die Förderung und Anerkennung «ungleichmässiger Profile»<br />

mit ungleich entwickelten Fertigkeiten. Die vielen Einzelskalen, die <strong>im</strong> GER<br />

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