Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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ten: Kann-Formulierungen, Prüfungsthemen, ein Grammatikinventar und eine<br />
Wortliste.<br />
Bei den Kann-Formulierungen wird auf die sehr frühe englische Fassung<br />
des GER von 1998 verwiesen. Für das Sprechen aufgelistet werden z.B. (vgl.<br />
Handbuch, a.a.O., 9):<br />
• kann auf Standardäusserungen reagieren und konkrete Informationen austauschen;<br />
• kann Vorliebe und Ablehnung ausdrücken;<br />
• kann Treffpunkte vereinbaren und Vorschläge machen.<br />
Es ist gar nicht leicht, diese Kann-Formulierungen in den Skalen des GER<br />
(aktuelle deutsche Fassung von 2001) genau zu verorten, weil es sich offensichtlich<br />
um verkürzte und teilweise freie Übersetzungen der ursprünglichen<br />
«Can-do-statements» handelt (die ja für Erwachsene erarbeitet wurden; vgl.<br />
Schneider / North 2000). In ihrer Mehrheit dürften die modifizierten Deskriptoren<br />
zum (vorwiegend unteren) Bereich von A2, z.T. aber auch zum (oberen)<br />
Bereich von A1 gehören; berücksichtigt wurden offenbar Skalen zu kommunikativen<br />
Aktivitäten (mündliche Interaktion und Produktion) sowie Skalen zu<br />
den linguistischen und soziolinguistischen Kompetenzen — Man kann annehmen,<br />
dass die Verkürzungen und Modifikationen mit ein Ausdruck dessen sind,<br />
was sich die Autoren des Handbuchs unter «Jugendorientierung» vorstellen. Es<br />
wäre aber wichtig, mehr über diese Vorstellungen zu erfahren, weil Verkürzungen<br />
von Deskriptoren zu Missverständnissen führen können, zunächst bezüglich<br />
des Niveaus: Beispielsweise erhält die Formulierung «kann Vorliebe und<br />
Ablehnung ausdrücken» erst einen niveauspezifischen Sinn, wenn sie auch Angaben<br />
zur kommunikativen Situation und/oder zum <strong>Gespräch</strong>styp sowie u.U.<br />
zu sprachlichen Mitteln umfasst. Im Deskriptor des GER, dem die Elemente<br />
«Vorliebe» und «Ablehnung» wahrscheinlich entnommen sind, sind diese Parameter<br />
so gesetzt (Hervorhebungen stu.):<br />
172<br />
Kann eine einfache Beschreibung von Menschen, Lebens- oder Arbeitsbedingungen,<br />
Alltagsroutinen, Vorlieben oder Abneigungen usw. geben, und zwar<br />
in kurzen, listenhaften Abfolgen aus einfachen Wendungen und Sätzen. (GER,<br />
Mündliche Produktion allgemein, A2)<br />
In Kann-Formulierungen für junge Lernende müsste es nun nicht nur um<br />
Niveau-Indikatoren gehen, sondern besonders auch um einen zielgruppenspezifischen<br />
Sinn. Im angeführten Beispiel wäre u.a. nach kommunikativen<br />
Situationen zu fragen, in denen das Ausdrücken von Vorlieben und Ablehnungen<br />
für junge Lernende relevant ist, und es wäre abzuklären, wie Vorlieben<br />
und Ablehnungen typischerweise realisiert werden, ob also z.B. «listenhafte<br />
Abfolgen aus einfachen Wendungen und Sätzen» auch für diese Zielgruppe übliche<br />
Realisierungsmuster sind. 1<br />
1 Zur Adaptierung und Validierung von Deskriptoren für SchülerInnen vgl. Lenz & Studer<br />
2004; www.lingualevel.ch umfasst u.a. eine Datenbank mit zielgruppenspezifischen<br />
Deskriptoren für die Niveaus A1.1 bis B2, die auch ins Schweizer Sprachenportfolio<br />
für 10-15jährige übernommen wurden. Zu verschiedenen Aspekten der Jugendorientierung<br />
in internationalen DaF-Prüfungen vgl. die Lernzielbroschüre zum ZD j,<br />
online u.a.: http://www.osd.at/downloads/ZDjLernzieleTestformat.pdf ; zuletzt ge-