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Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

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Psycholinguistisch problematisch ist das Verfahren vor allem für das Sprechen.<br />

Denn wie aus der obigen Beschreibung der Planungsprozesse be<strong>im</strong> Sprechen<br />

deutlich geworden sein sollte, ist der Sprecher während des eigent-lichen<br />

Sprechvorgangs weitgehend auf die Planung der folgenden Äußerung konzentriert<br />

und kann deshalb die direkte Korrektur des sprachlichen Fehlers durch<br />

den Unterrichtenden nicht aufnehmen. Auf der anderen Seite ist es auch für<br />

den Unterrichtenden allein schon von der Verarbeitungskapazität des Gedächtnisses<br />

her sehr schwierig, nachdem er die sprachliche Äußerung eines Schülers<br />

verarbeitet hat, angemessen auf die Fehler zurückzukommen, die dieser gemacht<br />

hat. Dies gilt zumindest dann, wenn er sich auf den Inhalt der Schüleräußerung<br />

konzentriert und nicht nur nach Fehlern gesucht hat.<br />

Die prozessorientierte Förderung spielte bisher vor allem be<strong>im</strong> Schreiben<br />

eine Rolle, wo sie auch leichter einzubringen ist. Eine prozessorientierte Förderung<br />

versucht, einzelne Teilprozesse isoliert zu fördern, um auf diese Weise zu<br />

einer Förderung des komplexen Gesamtprozesses zu gelangen. Nicht auf das<br />

Ergebnis eines Produktionsprozesses wird abgehoben, es wird direkt in den<br />

Prozess eingegriffen. Der Begriff der prozeduralen Erleichterung (procedural<br />

facilitation) bezeichnet diesen didaktischen Kunstgriff (vgl. Bereiter und Scaramalia<br />

1987). Unter prozeduraler Erleichterung versteht man die dem Lehrer<br />

obliegende Aufgabe, den komplexen Sprachproduktionsprozess in Teilprozesse<br />

zu zerlegen und diese zunächst gesondert zu fördern, bevor dann die Einzelprozesse<br />

zusammengesetzt werden.<br />

Für die Praxis bedeutet dies, dass Methoden zu entwickeln sind, die diesen<br />

Prozess in seiner Komplexität dadurch entzerren, dass Teilprozesse ausgeblendet<br />

werden, dass Teilprozesse in ihrer Schwierigkeit reduziert werden, und<br />

dass Hilfestellung dazu gegeben wird, wie best<strong>im</strong>mte Teilprozesse gemeistert<br />

werden können.<br />

4.2 Sprechförderung: Vom transaktionalen zum interaktionalen Sprechen<br />

Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass Fehlerkorrekturen während des<br />

Sprechens sehr demotivierend sind und dass die Lernenden auch Lehrerkorrekturen<br />

nicht verarbeiten können, während sie selbst schon den nächsten<br />

Planungsschritt vollziehen. Und alle erfahrenen Leser wissen, dass auch die<br />

nachträgliche Korrektur des Lehrers vom Lernenden kaum registriert wird (vgl.<br />

allerdings u.a. Blex 2003). Deshalb ist es notwendig, andere Wege zu finden.<br />

Natürlich ist es auch aus der Perspektive der prozeduralen Erleichterung<br />

einfacher, das transaktionale Sprechen zu fördern. Der Sprecher agiert als Einzelner;<br />

die psychologischen und physiologischen Prozesse, die erforderlich<br />

sind, um die sprachliche Äußerung hervorzubringen, sind leichter zerlegbar als<br />

be<strong>im</strong> interaktionalen Sprechen. Allerdings ist auch das transaktionale Sprechen<br />

an den Zeitfaktor gebunden, auch es findet <strong>im</strong>mer unter Zeitdruck statt. Aber<br />

transaktionale Äußerungen können zumindest vorgeplant werden; der Sprecher<br />

kann sich auf der Basis von Schlüsselwörtern ein Gerüst dessen machen,<br />

was er sagen möchte. Diese Form von prozeduraler Erleichterung benutzen<br />

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