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Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

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mir u.a. darum, das Prinzip der prozeduralen Erleichterung einzuführen und zu<br />

zeigen, wie es mit Hilfe dieses didaktischen Prinzips gelingen kann, das Sprechen<br />

in einer zweiten Sprache zu fördern.<br />

1. Versuch einer Definition des Arbeitsfeldes «Sprechen»<br />

Wenn man das Arbeitsfeld «Sprechen» wissenschaftlich definieren möchte,<br />

wird sehr schnell deutlich, dass dies aus unterschiedlichen Perspektiven zu geschehen<br />

hat. Die erste Perspektive ist die der artikulatorischen Phonetik, also<br />

die Analyse der artikulatorischen Prozesse, durch die das Sprechen als ein<br />

physiologischer Prozess gekennzeichnet wird. Obwohl die niederrangigen Prozesse<br />

des Sprechens zweifellos auch von großer Bedeutung sind, möchte ich<br />

sie hier nicht in den Mittelpunkt rücken.<br />

Der Blickwinkel der artikulatorischen Phonetik macht deutlich, dass das<br />

Sprechen – und das steckt ja auch <strong>im</strong> Wort – in hohem Maße prozesshaft verstanden<br />

wird, das Interesse liegt bei den Prozessen der Artikulation. Das charakterisiert<br />

auch die Beschäftigung mit dem, was vor der eigentlichen Artikulation<br />

liegt, d.h. die Planung dessen, was man sagen möchte, also die kognitiven<br />

Prozesse, die ablaufen, bevor es zur Artikulation kommt. Sie werden von der<br />

Psycholinguistik untersucht.<br />

Das Sprechen ist – und das unterscheidet es von allen anderen sprachlichen<br />

Fähigkeiten – kein isolierter Vorgang: es ist in geringerem oder in stärkerem<br />

Maße eingebunden in das, was man eine kommunikative Interaktion<br />

nennt, d.h. eine Abfolge von Sprechhandlungen, die von unterschiedlichen<br />

Sprechern eingebracht werden und die miteinander abgest<strong>im</strong>mt und aufeinander<br />

bezogen sind. Man spricht in diesem Zusammenhang von dialogischem<br />

und multilogischem Sprechen, das man vom monologischen Sprechen<br />

trennt. Das Sprechen in der Interaktion wird in der diskursanalytischen Forschung<br />

untersucht, die ebenfalls prozessorientiert vorgeht.<br />

Die Wissenschaft vom Sprechen hat aber auch einen produktorientierten<br />

Blickwinkel. Das Interesse liegt auch auf den Produkten, die durch Sprechvorgänge<br />

hervorgebracht werden. Diese Produkte werden als Texte oder als<br />

Diskurse bezeichnet. In dialogischen oder multilogischen Kontexten haben die<br />

Texte der einzelnen Teilnehmer eine andere Struktur als in monologischen<br />

Kontexten, in welchen z.B. Unterbrechungen weniger häufig auftreten und seltener<br />

eine Umgestaltung des geplanten Beitrags erforderlich machen. Die<br />

Textlinguistik bzw. die Diskursanalyse untersucht Sprechbeiträge aus dieser<br />

Perspektive.<br />

Die Unterscheidung zwischen monologischem und dialogischem bzw. zwischen<br />

transaktionalem und interaktionalem Sprechen ist natürlich keine kategoriale<br />

Unterscheidung. Man könnte eher von einer Skala sprechen: Auf der<br />

einen Seite finden sich eher reinere Formen des monologischen Sprechens wie<br />

z.B. der Vortrag, das Verlesen einer Nachricht, auf der anderen Seite reinere<br />

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