24.10.2012 Aufrufe

Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

80<br />

• Schließlich ist mir der Hinweis wichtig, dass auch die Aufgabenorientierung<br />

das Üben keineswegs obsolet macht (auf die Notwendigkeit<br />

des Übens hat Butzkamm 2004 in seiner Methodik hingewiesen; zum<br />

Verhältnis von Übungen und Aufgaben vgl. jetzt u.a. Königs 2006).<br />

Die Befunde dieser ersten Zwischenbilanz weisen unübersehbare Parallelen<br />

mit neueren Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der Zweitsprachenerwerbstheorien auf.<br />

Wirft man nämlich einen Blick auf diese Theorien, so drängen sich dem Betrachter<br />

in den letzten Jahren insbesondere diejenigen Ansätze auf, die man<br />

unter dem Etikett «Interaktionshypothese» bündeln kann. Die Vertreter dieser<br />

Hypothese heben insbesondere auf die Annahme ab, dass Fremdsprachenerwerb<br />

auf der Grundlage der Interaktion geschieht, in die Lernende involviert<br />

sind. Damit verschiebt sich der Fokus, der <strong>im</strong> Rahmen vorangehender Erwerbshypothesen<br />

vor allem auf mentalistischen Konzepten und Dateninterpretationen<br />

ruhte, stärker auf den Aspekt der «Bedeutung»: Die Interaktionshypothese<br />

stellt dabei die Aushandlung über «Bedeutung» in den Mittelpunkt<br />

ihrer Betrachtungen, wobei dieser Aushandlungsprozess von allen Interaktionspartnern<br />

beeinflusst wird, zumindest beeinflusst werden kann. Zwar geschieht<br />

diese Aushandlung unter partiellem Einbezug des (Lern-) Bewusstseins<br />

und damit weist diese Hypothese durchaus Berührungspunkte mit der vorangehenden<br />

Identitäts- oder auch der Interlanguage-Hypothese auf; doch<br />

scheint es mir bei weitem zu kurz gegriffen, die Interaktionshypothese lediglich<br />

als Variante der Identitätshypothese und damit des Monitormodells von<br />

Krashen anzusehen, wie in einer neueren Darstellung zum Fremdsprachenerwerb<br />

zu lesen ist (Roche 2005:107). Vielmehr konzentriert sich die Interaktionshypothese<br />

konsequent auf den aktiven lernerseitigen Anteil an der fremdsprachlichen<br />

Interaktion und damit in erheblichem Maße auf mündliches<br />

Sprachhandeln.<br />

Dies soll zwar nicht bedeuten, dass zwischen dem Autor eines fremdsprachlichen<br />

Textes und dem Fremdsprachenlerner keine Interaktion stattfindet,<br />

aber sie ist doch gänzlich anders strukturiert. Man kann also die Interaktionshypothese<br />

als begründete Annahme interpretieren, dass die wechselseitige<br />

Einbindung in mündliche Interaktionsvorgänge in der Fremdsprache den Aneignungsvorgang<br />

fördert. Dabei mehren sich die Anzeichen dafür, dass Förderungsgrad<br />

und Bewusstmachung in einem proportionalen Verhältnis zu einander<br />

stehen: Je mehr und je systematischer die Bewusstmachung über sprachliche<br />

und lernbezogene Vorgänge vonstatten geht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit<br />

eines erfolgreichen Fremdsprachenerwerbs. Spätestens an dieser<br />

Stelle werden die Parallelitäten zu Szenarien des autonomen Fremdsprachenlernens,<br />

zur Aufgabenorientierung und zu einem gemäßigt konstruktivistischen<br />

Lernverständnis (wie es z.B. bei Dieter Wolff 2002 anzutreffen ist und<br />

wie ich es in Königs 2005b diskutiert habe) offenkundig: Die Bedeutungshaltigkeit<br />

ergibt sich aus der Sicht der Lernenden nicht nur aus den semantischen<br />

Komponenten der fremdsprachlichen (grammatischen und/oder lexikalischen)<br />

Strukturen, sondern auch aus der Lernsituation.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!