Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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• Schließlich ist mir der Hinweis wichtig, dass auch die Aufgabenorientierung<br />
das Üben keineswegs obsolet macht (auf die Notwendigkeit<br />
des Übens hat Butzkamm 2004 in seiner Methodik hingewiesen; zum<br />
Verhältnis von Übungen und Aufgaben vgl. jetzt u.a. Königs 2006).<br />
Die Befunde dieser ersten Zwischenbilanz weisen unübersehbare Parallelen<br />
mit neueren Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich der Zweitsprachenerwerbstheorien auf.<br />
Wirft man nämlich einen Blick auf diese Theorien, so drängen sich dem Betrachter<br />
in den letzten Jahren insbesondere diejenigen Ansätze auf, die man<br />
unter dem Etikett «Interaktionshypothese» bündeln kann. Die Vertreter dieser<br />
Hypothese heben insbesondere auf die Annahme ab, dass Fremdsprachenerwerb<br />
auf der Grundlage der Interaktion geschieht, in die Lernende involviert<br />
sind. Damit verschiebt sich der Fokus, der <strong>im</strong> Rahmen vorangehender Erwerbshypothesen<br />
vor allem auf mentalistischen Konzepten und Dateninterpretationen<br />
ruhte, stärker auf den Aspekt der «Bedeutung»: Die Interaktionshypothese<br />
stellt dabei die Aushandlung über «Bedeutung» in den Mittelpunkt<br />
ihrer Betrachtungen, wobei dieser Aushandlungsprozess von allen Interaktionspartnern<br />
beeinflusst wird, zumindest beeinflusst werden kann. Zwar geschieht<br />
diese Aushandlung unter partiellem Einbezug des (Lern-) Bewusstseins<br />
und damit weist diese Hypothese durchaus Berührungspunkte mit der vorangehenden<br />
Identitäts- oder auch der Interlanguage-Hypothese auf; doch<br />
scheint es mir bei weitem zu kurz gegriffen, die Interaktionshypothese lediglich<br />
als Variante der Identitätshypothese und damit des Monitormodells von<br />
Krashen anzusehen, wie in einer neueren Darstellung zum Fremdsprachenerwerb<br />
zu lesen ist (Roche 2005:107). Vielmehr konzentriert sich die Interaktionshypothese<br />
konsequent auf den aktiven lernerseitigen Anteil an der fremdsprachlichen<br />
Interaktion und damit in erheblichem Maße auf mündliches<br />
Sprachhandeln.<br />
Dies soll zwar nicht bedeuten, dass zwischen dem Autor eines fremdsprachlichen<br />
Textes und dem Fremdsprachenlerner keine Interaktion stattfindet,<br />
aber sie ist doch gänzlich anders strukturiert. Man kann also die Interaktionshypothese<br />
als begründete Annahme interpretieren, dass die wechselseitige<br />
Einbindung in mündliche Interaktionsvorgänge in der Fremdsprache den Aneignungsvorgang<br />
fördert. Dabei mehren sich die Anzeichen dafür, dass Förderungsgrad<br />
und Bewusstmachung in einem proportionalen Verhältnis zu einander<br />
stehen: Je mehr und je systematischer die Bewusstmachung über sprachliche<br />
und lernbezogene Vorgänge vonstatten geht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit<br />
eines erfolgreichen Fremdsprachenerwerbs. Spätestens an dieser<br />
Stelle werden die Parallelitäten zu Szenarien des autonomen Fremdsprachenlernens,<br />
zur Aufgabenorientierung und zu einem gemäßigt konstruktivistischen<br />
Lernverständnis (wie es z.B. bei Dieter Wolff 2002 anzutreffen ist und<br />
wie ich es in Königs 2005b diskutiert habe) offenkundig: Die Bedeutungshaltigkeit<br />
ergibt sich aus der Sicht der Lernenden nicht nur aus den semantischen<br />
Komponenten der fremdsprachlichen (grammatischen und/oder lexikalischen)<br />
Strukturen, sondern auch aus der Lernsituation.