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Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

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sprachiger Bewohnerinnen der Schweiz wirklich näher kommen wollen, so wird<br />

das nur mit einer aktiven Bewerbung funktionaler Sprachkenntnisse möglich<br />

sein: Fachpersonen müssen sich in die öffentliche Diskussion einschalten können.<br />

2. Das Englische als mehr als eine Nicht-Landessprache<br />

Die Sprachenlandschaft der BewohnerInnen der Schweiz wird nicht nur<br />

durch die anwesenden Nicht-Landessprachen und ihre Häufigkeit als Hauptsprache<br />

geprägt, sondern auch durch ihr hierarchisches Verhältnis, durch ihre<br />

Präsenz als Nicht-Hauptsprache: vgl. wer ausser den Kurden kann Kurdisch a)<br />

verstehen b) sprechen – mit: wer ausser den Engländern, Amerikanern, Indern,<br />

Kanadiern etc. kann Englisch a) verstehen b) sprechen?<br />

Als LinguistInnen haben wir vergleichsweise kein Interesse, die Frage zu<br />

diskutieren, ob das Englische unsere Sprachen negativ beeinflusst, wir wissen<br />

aus der Sprachgeschichte, dass eine Sprache massive Entlehnungsprozesse<br />

«überlebt». Hingegen müssen wir uns damit befassen, was es bedeutet, wenn<br />

gewisse berufliche Domänen sich nur noch Englisch «abspielen», wenn Naturwissenschaften<br />

bzw. Wissenschaft generell nur noch auf Englisch stattfindet,<br />

wenn das <strong>Deutsch</strong>e als Wissenschaftssprache nur noch auf dem Binnenmarkt<br />

funktioniert, wenn wir, die wir nicht Anglistik studiert haben oder nicht zweisprachig<br />

mit Englisch sind, unsere Fachgegenstände auf Englisch verhandeln<br />

müssen, wenn wir dadurch an wahrgenommener Kompetenz einbüssen: Wer<br />

eine Sprache mehr schlecht als recht spricht, wird von denen, die sie als native<br />

speakers sprechen, als wenig kompetent und undifferenziert wahrgenommen.<br />

Auch in diesem Kontext müssen diejenigen, die Englisch als Fachfremdsprache<br />

sprechen, auf die Akzeptanz von funktionaler Englischkompetenz zählen können.<br />

Da müssen auch bei Sprachexperten eine Wertereflexion und ein Bewusstseinswandel<br />

stattfinden — und zwar auf der Rezeptionsseite ebenso wie<br />

auf der Produktionsseite.<br />

Was das <strong>Deutsch</strong>e als Hauptsprache betrifft, dem ja auch diese <strong>Tagung</strong><br />

gewidmet ist, so gibt es auch unter Fachleuten die Besorgnis, dass es sozusagen<br />

bei der angestrebten Vielsprachigkeit zu kurz kommt: Hier plädiere ich dafür,<br />

die Sprache weniger stark zu hypostasieren, zu personalisieren, sondern<br />

die Sprachkompetenzen der Einzelnen zu fokussieren und sie in einen weltweiten<br />

Kontext zu stellen: Verglichen mit der weit verbreiteten — aber nicht generellen<br />

— amerikanischen Einsprachigkeit, verglichen mit der asiatischen oder<br />

afrikanischen Vielsprachigkeit etc.<br />

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