Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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Frage iii) wird mit 0 Punkten bewertet, weil der Unterschied zwischen «wo»<br />
und «wohin» nicht erkannt worden sei. Hier liesse sich einwenden, dass der<br />
Sinn der Aussage trotz des Fehlers deutlich ist und dass deshalb auch 0,5<br />
Punkte angemessen wären.<br />
Dass es bei der Bewertung der Lerneräusserungen zu verschiedenen Einschätzungen<br />
kommen kann, hat mit den besprochenen, in den Kriterien selber<br />
angelegten Unklarheiten zu tun, besonders aber damit, dass diese Kriterien<br />
auf genau einen Satz angewendet werden müssen und dass für die Punktevergabe<br />
einmal die Korrektheit, einmal die Aufgabenerfüllung und dann wieder<br />
der Sinn der Aussage den Ausschlag geben kann.<br />
Unterwegs zu einer zuverlässigeren und nachvollziehbaren Bewertung kann<br />
die Prüferschulung zweifellos einiges bewirken: Insbesondere können die Bewertenden<br />
durch Training auf eine einheitlichere Linie <strong>im</strong> Umgang mit den Kriterien<br />
«verpflichtet» werden (Min<strong>im</strong>ierung des Reliabilitätsproblems). Nicht<br />
(allein) durch Prüferschulung lösen lässt sich dagegen das Problem der «Gültigkeit»<br />
der Kriterien (Validitätsproblem): Inwieweit sind die Prüfungs-Kriterien<br />
gültige Massstäbe für die Bewertung der sprachlichen Leistung der Lernenden?<br />
Zum Vergleich: Im Beurteilungsraster zur mündlichen Kommunikation des GER<br />
(und analog dazu auch <strong>im</strong> Projekt «lingualevel») werden fünf Kriterien angesetzt,<br />
und zwar für alle Niveaus die gleichen fünf (Spektrum, Korrektheit, Flüssigkeit,<br />
Interaktion und Kohärenz), in der Prüfung KID 2 sind es drei (Erfüllung<br />
der Aufgabe, Verständlichkeit und sprachliche Richtigkeit, wobei diese Kriterien<br />
auf einen gesamten Prüfungsteil, nicht, wie bei Fit 2, auf jede einzelne Äusserung<br />
angewendet werden) und <strong>im</strong> ZD j vier (Ausdrucksfähigkeit, Aufgabenbewältigung,<br />
Formale Richtigkeit sowie Aussprache und Intonation; GI-Version,<br />
d.h. bei den verschiedenen Anbietern dieser Prüfung gibt es kleinere Unterschiede<br />
bei den Bewertungskriterien). — Die Vorstellungen von dem, was der<br />
richtige Bewertungsmassstab ist, variieren also erheblich, wobei sich der Raster<br />
des GER <strong>im</strong> Wesentlichen auf die qualitativen Aspekte des Sprachgebrauchs<br />
konzentriert, wohingegen Prüfungen zusätzlich eine Lösung für das<br />
besonders sperrige, schwer zu operationalisierende Kriterium «Erfüllung der<br />
Aufgabe» o.ä. finden müssen.<br />
Niveau A2?<br />
Was genau können Lernende, wenn sie den mündlichen Teil der Prüfung Fit<br />
2 bestehen? Ginevra und Eleonora haben in Subtest 2 gut die Hälfte von 12<br />
möglichen Punkten erreicht, nämlich 7 (Ginevra) resp. 6,5 (Eleonora), und dafür<br />
haben sie das Prädikat «befriedigend» erhalten. Heisst das nun – so wären<br />
die offiziellen Durchführungsbest<strong>im</strong>mungen zu interpretieren –, sie «haben»<br />
das Niveau A2? Oder «haben» die Kandidatinnen die Hälfte von A2 (weil sie<br />
die halbe Punktzahl von einer vermeintlichen A2-Aufgabe erreicht haben)? Aber<br />
was wäre die Hälfte von A2? Was bedeutet es inhaltlich, die Hälfte von<br />
dem zu können, was die Prüfungsaufgabe verlangt bzw. das Verlangte nur<br />
halb so gut zu können? Das sind ziemlich schwierige Fragen, und besonders<br />
diese Fragen könnte man mit gleichem Recht auch bei anderen internationalen<br />
Prüfungen stellen. Immerhin findet inzwischen eine Fach-Diskussion über diese<br />
Fragen statt, sehr intensiv z.B. <strong>im</strong> Umkreis von TestDaF (einer Prüfung für den<br />
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