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Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung

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Formen des dialogischen Sprechens wie z.B. der small talk oder das Streitgespräch.<br />

In der Mitte auf der Skala liegt so etwas wie das konversationelle Erzählen<br />

(Erzählen eines Erlebnisses, eines Films etc.).<br />

Wenn man mündliche und schriftliche Sprachprodukte miteinander vergleicht,<br />

kann man sehr schön die Unterschiede zwischen dem Sprechen und<br />

dem Schreiben erkennen, wenngleich beide Fähigkeiten auch viele Gemeinsamkeiten<br />

aufweisen. Hier sind einige Unterschiede aus der Perspektive des<br />

Sprechens formuliert: Be<strong>im</strong> Sprechen ist der Kommunikationspartner zur selben<br />

Zeit anwesend; das Sprachsystem ist weniger normiert; mündliche Äußerungen<br />

haben eine geringere Sprachrichtigkeit; sie bestehen aus einfacheren<br />

Sätzen; die Äußerungsplanung läuft zügig ab, sonst greift der Kommunikationspartner<br />

ein; ein Diskurs- oder Kommunikationsprotokoll befindet sich <strong>im</strong><br />

Arbeitsspeicher; nonverbale Äußerungen (Gestik, M<strong>im</strong>ik) werden beständig<br />

produziert; es sind Reaktionen auf spontane Reaktionen des Partners erforderlich;<br />

dia-/regiolektale Einfärbungen sind erkennbar; eine beständige Fokussierung<br />

auf den <strong>Gespräch</strong>spartner bezüglich des gemeinsamen Wissens ist beobachtbar;<br />

der Kohärenzgenerator wird in hohem Maße aktiviert; Revisionsmöglichkeiten<br />

sind problematischer als be<strong>im</strong> Schreiben; es lassen sich starke Einflüsse<br />

der situativen Bedingungen erkennen. Diese Spezifika charakterisieren<br />

das Sprechen schon sehr genau, und man kann auch schon Schwerpunkte einer<br />

notwendigen Förderung erkennen.<br />

2. Sprechen in der Muttersprache<br />

2.1 Zur Erforschung des Sprechens<br />

Bei der wissenschaftlichen Analyse der rezeptiven Fähigkeiten besteht die<br />

Möglichkeit, aus dem Verstandenen Rückschlüsse auf den Verstehensprozess<br />

zu ziehen. Dies ist be<strong>im</strong> Sprechen nicht möglich, da der Ausgangspunkt des<br />

Produktionsprozesses, die gedankliche Struktur, dem Sprechforscher nicht bekannt<br />

ist. Außerdem erschwert be<strong>im</strong> Sprechen die ungeheure Geschwindigkeit<br />

der Planungs- und Artikulationsprozesse die genaue Analyse. Trotzdem sind in<br />

der Psycholinguistik Methoden entwickelt worden, die wichtige Erkenntnisse<br />

erbracht haben:<br />

• Analyse von Verzögerungsphänomenen und temporalen Variablen: Redeunterbrechungen<br />

(sogenannte leere und gefüllte Pausen), variierende<br />

Geschwindigkeit bei der Artikulation. Diesen Analyse-verfahren unterliegt<br />

die Hypothese, dass die genannten Merkmale zu mentalen Planungsvorgängen<br />

be<strong>im</strong> Sprechen in Beziehung stehen.<br />

• Analyse aphasischer Störungen: Die Störungen <strong>im</strong> Sprechverhalten haben<br />

einen regelmäßigen Charakter; die Erkrankung beeinträchtigt die<br />

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