Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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tifikate sind. Das gilt allgemein (vgl. Studer 2004; Glaboniat 2002), und es gilt<br />
speziell auch für die Überprüfung des Sprechens:<br />
Berichtsfunktion: Die Subtests zum Sprechen in Zertifikaten weisen transparente<br />
Bezüge zu explizit beschriebenen mündlichen Kompetenzen auf. Deshalb<br />
sind sie aussagekräftiger und haben für Dritte einen höheren Informationswert<br />
als übliche schulische Tests, die sich oft auf die Reproduktion von Gelerntem<br />
(z.B. auswendig gelernte Dialoge) beschränken.<br />
Selektionsfunktion: Die Bewertung des Sprechens erfolgt in Zertifikaten auf<br />
der Basis von begründeten, ausgewiesenen, «dauerhaften» Kriterien und ist<br />
damit ein Stück weit objektiver und jedenfalls besser nachvollziehbar als Bewertungen<br />
des Mündlichen in schulischen Tests. Schulische Bewertungen des<br />
Mündlichen erfolgen in der Regel schülervergleichend, spiegeln also Gruppennormen,<br />
und schwanken von Lehrperson zu Lehrperson erheblich. Auch steht<br />
bei den Bewertungen häufig nur Sprachrichtigkeit (Grammatik, Aussprache) <strong>im</strong><br />
Zentrum, wobei nicht selten auch sprachferne Momente wie Fleiss oder Mitmachen<br />
<strong>im</strong> Unterricht in die Noten einfliessen. Aufgrund dieser Unterschiede –<br />
Vorteile von standardisierten Prüfungen zeigen sich besonders in Bezug auf<br />
Informationsgehalt und Objektivität – wären die mündlichen Teile von Zertifikaten<br />
eine sinnvolle Alternative zur herkömmlichen Überprüfung des Mündlichen<br />
in der Schule, und zwar besonders in den Fällen, in denen die Resultate<br />
weitergehende Konsequenzen für die Lernenden haben, also etwa bei Übertritts-<br />
oder Abschlussprüfungen.<br />
Umgekehrt wird man nicht auf schulische Tests zum Sprechen verzichten<br />
und diese nicht durch Zertifikate ersetzen können oder wollen, wenn es um die<br />
Beurteilung von best<strong>im</strong>mten Kurszielen, Lerninhalten oder klein(er)en Lernfortschritten<br />
<strong>im</strong> Bereich des Mündlichen geht. Als unmittelbares Steuerungsinstrument<br />
für den Unterricht und als lernprozessbegleitendes Feedbackinstrument<br />
können schulische Tests <strong>im</strong> Sinne von «achievement tests» pädagogische<br />
Funktionen erfüllen, die durch Zertifikate nicht abgedeckt sind.<br />
Aus diesen Gründen wird in Studer 2004 für die Komplementarität von Zertifikaten<br />
und schulischen Tests argumentiert. Freilich <strong>im</strong>pliziert die Idee, Zertifikate<br />
und herkömmliche Tests in der Schule nebeneinander einzusetzen, ein<br />
Arbeitsprogramm, das gerade für das Sprechen recht gross zu sein scheint und<br />
das Anstrengungen «von beiden Seiten» verlangt, also von den Machern und<br />
Anbietern von Zertifikaten ebenso wie von den Lehrpersonen und Schulen.<br />
Die grundsätzlichen Vorteile von Zertifikaten hinsichtlich der Berichts- und<br />
Selektionsfunktion von Leistungsbeurteilungen greifen nur dann, wenn auch<br />
und gerade die mündlichen Subtests dieser Prüfungen von den Verantwortlichen<br />
periodisch Stärke-Schwäche-Analysen unterzogen und ggf. auch revidiert<br />
werden. Bei Fit 2 wäre beides angezeigt. In welche Richtung die Analysen gehen<br />
könnten und wo Verbesserungen nötig und möglich sind, wurde oben in<br />
Form von Fragekatalogen und durch Verweise auf andere Prüfungen und aktuelle<br />
Projekte diskutiert. Um zu Lernerleistungen zu kommen, die als «gute»<br />
(gültige und zuverlässige) Indikatoren für kommunikative Kompetenzen gelten<br />
können, braucht es insbesondere auch «geeignete» (für die Zielgruppen rele-<br />
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