Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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kussion werden oft Sprachkenntnisse und Integration praktisch gleichgesetzt.<br />
• Die erfolgreiche Integration von Menschen hängt aber nicht nur von<br />
Sprachkenntnissen, sondern auch von vielen anderen Faktoren ab, zum<br />
Beispiel von der Arbeit oder von der Familiensituation. Die Integrationsarbeit<br />
darf darum nicht in die Kurse delegiert werden.<br />
• Ziel des Sprachenunterrichts muss sein, die Lernenden in ihrer persönlichen<br />
Mehrsprachigkeit zu stärken. Es darf nicht verstecktes Ziel sein,<br />
dass sie möglichst schnell ihre Herkunftssprache(n) verlieren.<br />
• Die zunehmende Menge von Sprachkurs-Angeboten ist grundsätzlich zu<br />
begrüssen. Für einen qualitativ befriedigenden Unterricht für Migranten<br />
und Migrantinnen fehlen in der deutschen Schweiz aber viele Voraussetzungen.<br />
Insbesondere sind zu nennen:<br />
o Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Lehrpersonen<br />
o Studien zum Spracherwerb Erwachsener unter Diglossiebedingungen<br />
o Grundlagen für den <strong>Deutsch</strong>unterricht unter Diglossiebedingungen<br />
• Die Verknüpfung von Sprachkenntnissen und Aufenthaltsstatus ist äusserst<br />
problematisch. Es entspricht nicht unserem Berufsverständnis, dass<br />
Unterrichtende zu Akteuren bei der Durchführung von ausländerrechtlichen<br />
Massnahmen werden.<br />
• Mit der Verknüpfung von Sprachunterricht und Aufenthaltsstatus besteht<br />
die Gefahr, dass auf die jeweilige Situation der Migranten und ihrer Familien<br />
zu wenig Rücksicht genommen wird. Sprach- und Integrationskurse<br />
können so auch zu Instrumenten der Ausgrenzung werden.<br />
Urs Loppacher<br />
Wichtige Elemente der gegenwärtigen Entwicklung <strong>im</strong> Sprachenbereich<br />
Das Projekt Interkulturelle Bildung des VPOD kümmert sich um die Fragen<br />
von Migration und Schule, dabei insbesondere um das Recht auf Bildung für<br />
alle, auch für Sans-Papiers- und Asylbewerberkinder, um den Schulerfolg für<br />
Migrantenkinder und um die Anerkennung der Migrations- und Erstsprachen<br />
als wichtiger Teil der Schweizer Schule.<br />
Ein Sprachenkonzept für die Schweizer Schule muss ausgehen von der<br />
vielsprachigen Realität der Schweiz und kann sich nicht nur auf die Landessprachen<br />
und Englisch beschränken. Die Migrationssprachen müssen voll und<br />
ganz und gleichberechtigt einbezogen werden. Es soll nicht einfach ein weiteres<br />
Element «Mehrsprachigkeit» hinzugefügt werden, sondern die Schule des<br />
21. Jahrhunderts in der sprachlich und kulturell pluralen Gesellschaft muss<br />
mehrsprachig sein oder werden. Mehrsprachigkeit ist weder ein Makel noch<br />
eine besondere Tugend, sondern normal. Dabei soll das Erlernen der Lokal-<br />
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