Deutsch im Gespräch - Daf Daz Tagung
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Ein aktuelles Beispiel für solche Profile sind die eingestuften Schülerleistungen<br />
aus dem Projekt lingualevel. Dass es sich bei internationalen Zertifikaten wie<br />
Fit 2 um Niveau-Prüfungen handelt, die ein Niveau attestieren, ist kein grundsätzlicher<br />
Widerspruch zur Idee von abgestuften Profilen. Beispielsweise wäre<br />
es durchaus möglich, die Bestehensgrenze und/ oder das erwartete Leistungsspektrum<br />
in Form von Profilen zu beschreiben und auszuweisen – sei es als<br />
Ersatz oder als Ergänzung zu Punktewerten und Prädikaten.<br />
Bilanz und Ausblick: DaF-Zertifikate für junge Lernende an öffentlichen<br />
Schulen?<br />
Die Diskussion des Sprechens in Fit 2 hat einige Schwächen dieses Prüfungsteils<br />
aufgezeigt. Die Schwächen betreffen sowohl die Lernzielbeschreibung<br />
als auch die so genannte «interaktive» Aufgabe als auch die Bewertungskriterien<br />
– einschliesslich deren Anwendung. Deshalb erstaunt es nicht, dass<br />
sich auf der Basis der gezeigten Leistungen nur sehr bedingt auf die Kompetenzen<br />
der KandidatInnen schliessen lässt. Doch genau das wäre das Ziel einer<br />
Leistungs- bzw. Qualifikations-Prüfung («proficiency test»): sie sollte möglichst<br />
gültige und zuverlässige Rückschlüsse auf die Kompetenzen der Lernenden<br />
ermöglichen (vgl. etwa Weir 2005).<br />
Andererseits gibt es zu Fit 2, auch zum mündlichen Teil, durchaus auch Positives<br />
zu vermerken. Positiv ist v.a., dass das Sprechen mit einem Anteil von<br />
30% (der insgesamt erreichbaren Punktezahl) der gewichtigste Teil der ganzen<br />
Prüfung ist; Lese- und Hörverstehen machen zusammen 50% aus, das Schreiben<br />
wird mit 20% gewichtet. Rein von diesen Prozentzahlen her und auch, weil<br />
die mündliche Prüfung als Paarprüfung angelegt ist, kann man von einer<br />
wünschbaren Rückwirkung auf das Lernen ausgehen: Wer in Kursen auf Fit 2<br />
vorbereitet (was besonders in Italien der Fall ist, wo die Prüfung ins öffentliche<br />
Schulsystem integriert werden konnte), muss an der Fertigkeit Sprechen arbeiten,<br />
und die KursleiterInnen werden der Interaktion zwischen SchülerInnen<br />
einen hohen Stellenwert be<strong>im</strong>essen, weil «peer-interaction» das Format der<br />
mündlichen Prüfung ist. Positiv ist weiter, dass die Bewertung kriterienorientiert<br />
erfolgt, d.h. die Leistungen der KandidatInnen werden in Bezug auf ein<br />
gemeinsames Drittes bewertet und dieses Dritte – die <strong>im</strong> Abschnitt «Bewertung»<br />
vorgestellten Kriterien – ist für alle Lernenden das Gleiche. Und positiv<br />
ist schliesslich, dass die gesamte Bewertung durch ein Video und Musterbewertungen<br />
transparent gemacht wird. – All das ist ja keineswegs selbstverständlich,<br />
wenn man an übliche Tests zum Sprechen und gängige Bewertungen<br />
des Mündlichen in der Schule denkt (soweit das Sprechen <strong>im</strong> schulischen<br />
Fremdsprachenunterricht überhaupt geübt und überprüft wird).<br />
Grundsätzlich sind standardisierte Prüfungen wie die diskutierten Zertifikate<br />
für junge Lernende schulischen Tests überlegen, was die Berichts- und die<br />
Selektionsfunktion von Leistungsbeurteilungen betrifft. Umgekehrt erfüllen<br />
schulische Tests wichtige pädagogische Funktionen, die nicht <strong>im</strong> Blick der Zer-<br />
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