Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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Herausfor derungen zurückschrecken, die am meisten der Radikalität des Handelns<br />
bedürfen.<br />
Auf einer erweiterten Klausur des Bereiches Politikanalyse wurde dagegen von<br />
Gästen vor kurzem die Auffassung vertreten, dass ein so hochkomplexes Thema<br />
wie der Klimawandel kein ausreichendes Mobilisierungspotential biete. Ich hoffe,<br />
dass diese Einschätzung falsch ist.<br />
Besteht nicht die Kunst radikaler <strong>Realpolitik</strong> darin, in den gemeinsamen Wurzeln<br />
der eher überschaubaren kleineren sozialen Probleme und der globalen Großprobleme<br />
die Chance zur alternativen Bearbeitung beider Dimensionen zu erfassen?<br />
Die Verteidigung und Bewahrung öffentlicher Güter beispielsweise reicht<br />
eben vom Kampf gegen die Privatisierung von kommunalem Wohneigentum und<br />
der gestaltenden demokratischen Verfügung über kommunale öffentliche Güter bis<br />
zur Rettung der Erdatmosphäre als zu hütende Hülle menschlicher Sicherheit.<br />
Sich den Herausforderungen des Klimawandels auf der Höhe der kaum noch<br />
verfügbaren Zeit zu stellen, umfasst ein Eingreifen von vielen archimedischen<br />
Punk ten. Stichworte dafür sind:<br />
• Steigerung der Energieeffizienz;<br />
• Einsparen von Energie;<br />
• konsequente Förderung erneuerbarer Energien;<br />
• Wandel der Regulierungsinstrumentarien: stärkerer Einsatz von politischen<br />
Zielsetzungen für Emissionsminderungen und für Ressourceneffizienz, von Ge-<br />
und Verboten, starker Strukturpolitik und Dezentralisierung neben marktkonformen<br />
Instrumenten;<br />
• Verantwortung der Industrieländer für die finanzielle und technische Unterstützung<br />
der Entwicklungsländer im Kampf gegen Armut und für die Vermeidung<br />
der ökologisch-ökonomischen Irrwege des Westens;<br />
• Abkehr von Ressourcen vergeudenden Lebensweisen;<br />
• Gleichzeitigkeit von ökologischem Umbau, mehr sozialer Gerechtigkeit und<br />
Erneuerung der Demokratie;<br />
• Regionalisierung.<br />
Ohne dies hier näher entwickeln zu können: Das bedeutet tiefe alternative Eingriffe<br />
in die Verfügungs- und Herrschaftsverhältnisse und damit auch in Eigentumsverhältnisse.<br />
Aber meine These war, dass eine rettende Klimapolitik im Rahmen eines Zeitfensters<br />
vorangetrieben werden muss, in dem die gegenwärtigen Machteliten nicht<br />
abgelöst sein werden.<br />
6. These<br />
Wenn das zutrifft, bedeutet dies für die Kunst linker radikaler <strong>Realpolitik</strong>, den<br />
Kampf um die Zurückdrängung von Profitdominanz und Herrschaft der Macht-<br />
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