Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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Ulrich Wilken<br />
Hessische Verhältnisse – oder vom Versuch des Schwanzes,<br />
mit dem Hund zu wackeln 1<br />
Der Wahlausgang im Januar 2008 hat DIE LINKE. Hessen in eine Schlüsselposition<br />
im hessischen Landtag gebracht. Bei äußerst knappem Einzug (5,1 Prozent) in<br />
das Landesparlament sind die sechs Stimmen der LINKEN entscheidend für die<br />
mögliche Abwahl der im Land äußerst unbeliebten konservativen Koch-Regierung.<br />
Umso wichtiger ist es auszuloten, welche faktischen Veränderungen für einen Politikwechsel<br />
– im Gegensatz zu einem bloßen Regierungswechsel – durchsetzbar<br />
sind von einer mit Abstand kleinsten Fraktion in einer parlamentarischen Konstellation,<br />
in der es eine knappe Mehrheit (maximal zwei Stimmen, wegen des Abweichens<br />
einer Sozialdemokratin nur eine Stimme) links von den konservativen Fraktionen<br />
gibt.<br />
Fraktion und Partei versuchen dies nach einem im Landesverband breit angelegten<br />
Diskussionsprozess in der Form einer Unterstützung einer rot-grünen Regierung,<br />
die aus eigener Kraft keine Mehrheit im Landtag hat und deswegen bei<br />
jeder Entscheidung auf die Stimmen der LINKEN-Abgeordneten angewiesen ist.<br />
Die Unterstützung einer rot-grünen Regierung wird dabei an Bedingungen und<br />
Forderungen gebunden. Bedingungen sind, dass es keine weiteren Privatisierungen,<br />
keine Verschlechterungen beim Umweltschutz, keinen Sozial- oder Personalabbau<br />
geben wird. Ebenso wird klar gestellt, dass die LINKE eine Zustimmung<br />
der Hessischen Landesregierung im Bundesrat zu Kriegen, zum Sozialabbau oder<br />
zur Vermögensumverteilung zugunsten der Reichen nicht mittragen wird.<br />
Darüber hinaus werden in einer »Erklärung der Partei und Landtagsfraktion<br />
DIE LINKE. Hessen zur Unterstützung einer Rot-Grünen Regierung« dreizehn<br />
zentrale Punkte eines Politikwechsels benannt, von denen wir nach Gesprächen<br />
mit SPD und Grünen davon ausgehen, dass die neue Regierung sie in ihr Regierungsprogramm<br />
aufnimmt und, soweit haushalterisch relevant, auch finanziell absichert.<br />
Insbesondere Letzteres ist zum Zeitpunkt einer heftigen Krise des finanzmarktgetriebenen<br />
Kapitalismus von besonderer Brisanz. Umso wichtiger wird<br />
jetzt und in Zukunft die Standhaftigkeit sein, keinen Sozial- oder Stellenabbau zuzulassen.<br />
Hierfür hat sich die LINKE nicht gegründet und wird einen solchen –<br />
auch volkswirtschaftlichen – Schwachsinn in Hessen nicht mittragen.<br />
1 Dieser Beitrag wurde im Sommer 2008 vorbereitet. Im Herbst 2008 wurde deutlich, dass es für einen Regierungswechsel<br />
in Hessen bei Duldung durch die Partei DIE LINKE und auf der Basis des zwischen SPD und GRÜNEN<br />
ausgehandelten Koalitionsvertrags in der SPD-Landtagsfraktion von Hessen an der notwendigen Unterstützung<br />
fehlt.<br />
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