Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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Im Fokus der Projekte für einen Politikwechsel in Hessen stehen u. a.:<br />
• Schaffung von 25.000 sozialversicherungspflichtigen und tariflich bezahlten<br />
Arbeitsplätzen durch Investitionen des Landes in die Bereiche Bildung, Umwelt<br />
und Soziales;<br />
• neue Perspektiven auch für Langzeitarbeitslose durch eine bessere Förderung<br />
beim Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt;<br />
• Umwandlung von Ein-Euro-Jobs in reguläre Stellen im Rahmen eines öffentlich<br />
geförderten Beschäftigungssektors;<br />
• Entwicklung eines Anti-Armuts-Programms, um auch wirtschaftlich schwachen<br />
Men schen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, und<br />
• flächendeckendes Angebot und Förderung von längerem gemeinsamem Lernen<br />
bis zum 10. Schuljahr.<br />
Die Überlegungen in Partei und Fraktion sind dabei auch, dass wir bei diesen richtigen<br />
Schritten in die richtige Richtung immer zeigen, dass es anders und vor allem<br />
viel, viel besser geht. Brangsch 2 hat dazu vorgeschlagen, den Charakter von Einstiegsprojekten<br />
an fünf Funktionen zu beurteilen:<br />
1. Vermittlung zwischen Reform und Revolution einerseits sowie Protest und Gestaltung<br />
andererseits mit dem Ziel nachhaltiger Verschiebung von Machtverhältnissen<br />
und Neugruppierung/Neugewichtung von Akteuren in der Gesellschaft;<br />
2. Ausrichtung auf Erfolg und Umgang mit Erfolg;<br />
3. Vermittlung zwischen Lokalität, Regionalität und Globalität;<br />
4. Vermittlung zwischen Ganzheitlichkeit von Lebensweise, kultureller und geschichtlicher<br />
Identität;<br />
5. Prozesse bewussten sozialen Lernens in Einheit von Veränderung und Selbstveränderung.<br />
An dieser Stelle will ich für die hessischen Projekte diese Funktionen (Vermittlung<br />
zwischen Protest und Gestaltung sowie Prozesse bewussten sozialen Lernens) an<br />
zwei Stellen etwas detaillierter betrachten. Inhaltlich ist insbesondere in dem<br />
Gleich klang von Sozialpolitik im Sinne von Antiarmutspolitik (Arbeit statt Armut<br />
sowie HessenCard für Transferleistungsbezieher) und Schulpolitik (mit der Zielsetzung<br />
Herstellung gleicher Bildungschancen und einer optimalen Förderung<br />
eines jeden Kindes) die Funktion der Aufnahme von Protest (z. B. Montagsdemos<br />
und Schulkampf) in die Gestaltung einerseits und damit weitergehender Unterstützung<br />
bzw. Auslösung von erneutem weitergehendem Protest andererseits berührt.<br />
Die mangelnden revolutionären Anteile sind dabei leider auch unter dem Eindruck<br />
der Stärke (oder doch besser: Schwäche) der (außer parlamen tarischer) Bewegung<br />
zu bewerten. Ausgesprochene Zielsetzung ist auf jeden Fall die Stärkung sowohl<br />
der gewerkschaftlichen Bewegung als auch die Erleichterung (Ermöglichung) der<br />
2 Siehe den Beitrag von Lutz Brangsch in diesem Buch.<br />
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