Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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zialen Infrastruktur, von der Wohnungspolitik und Stadtentwicklung bis zum Gesundheits-<br />
oder Bildungswesen.<br />
Radikal ist eine damit befasste <strong>Realpolitik</strong> in zweierlei Hinsicht:<br />
Erstens, wenn sie die Sache an der Wurzel fasst. »Die Wurzel für den Menschen<br />
ist aber der Mensch selbst.« 7 Anders gesprochen: Wenn sie den Menschen als freie<br />
Person begreift, als sich selbst beglaubigende Quelle gültiger Ansprüche. 8 Wenn<br />
sie diese Quelle anzapft und zum Ausgangspunkt ihrer analytischen Anstrengungen<br />
nimmt. Diese Anstrengungen müssen wir so weit treiben, dass die Resultate<br />
den politischen Subjekten vorgelegt und von ihnen aufgegriffen werden können.<br />
Zweitens wenn sie das Problem anpackt, dass die Änderung von Institutionen<br />
erfordern und zugleich dazu führen kann, die Grundstruktur der Gesellschaft 9 zu<br />
verändern. Nicht im Sinne von Umsturztheorien, d. h. von Vorstellungen, die »Verhältnisse<br />
in die Luft zu sprengen«. Vielmehr geht es um gezielten Kampf, präzise<br />
geführte Schläge gegen exakt bestimmte Ungerechtigkeit, Entrechtung und Entwürdigung.<br />
7 Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. In: MEW, Bd. 1, S. 385.<br />
8 John Rawls: Gerechtigkeit als Fairness. Ein Neuentwurf. Frankfurt am Main 2003, S. 50.<br />
9 Die »Grundstruktur der Gesellschaft« verstehe ich nicht im Sinne der »ökonomischen Basis«, sondern im Sinne<br />
von John Rawls, als »die Art und Weise, in der sich die wichtigsten politischen und sozialen Institutionen in ein<br />
System der Kooperation einfügen, sowie die Art und Weise, in der sie die grundlegenden Rechte und Pflichten<br />
zuordnen und die Aufteilung der im Laufe der Zeit aus der sozialen Zusammenarbeit hervorgehenden Vorteile regeln.«<br />
(Ebenda, S. 31 f.)<br />
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