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Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung

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A, Anti, Antikapitalista<br />

Was kann sich an die Stelle des Kapitalismus, als gesellschaftliches Organisationsprinzip<br />

stellen? Wer wird zum Subjekt seiner Geschichte und zieht damit millionenfach<br />

neue Fäden in den gesellschaftlichen Teppich?<br />

Die Vergesellschaftung der Produktivkräfte hat in den Städten ein Maß erreicht,<br />

dass jeder die Wirkungsweise des Kapitalismus erkennen kann, jeder kann die Ungerechtigkeiten<br />

selbst bewerten und jeder kann sein Leben auch selbständig organisieren.<br />

Und darum sind es die städtischen Kämpfe, die sich zu den Nestern einer<br />

antikapitalistischen Ordnung organisieren. In dem Prinzip des »Sich-selbst-Inwertsetzens«<br />

hat der Kapitalismus als verdeckte Seite auch ein Maß an Vergesellschaftung<br />

entwickelt, die gleichzeitig die Chance der Selbstverwirklichung in sich<br />

trägt, und zwar dann, wenn wir uns das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe erkämpfen.<br />

Diese städtischen Kämpfe gehen gerade zusammen unter dem Motto ein<br />

»Recht auf Stadt«. Die Stadt steht hierbei als Synonym für Gesellschaft. In diesen<br />

Kämpfen tritt an die Stelle von Konkurrenz die Solidarität. Der Schleier der Konkurrenz<br />

und des Abwertens kann weggezogen werden und gemeinsam geht es um<br />

jeden Stein in dieser Stadt, um jedes leerstehende Haus, um jeden Freiraum.<br />

Das mag euch jetzt klein erscheinen und ihr fragt euch: Wo ist das radikale<br />

linke Projekt? Aber versuchen wir einen Augenblick ganz ehrlich zu sein: Haben<br />

wir nicht alle Angst, rauszufallen und abzusteigen? Glauben wir nicht selbst, dass<br />

der Ort an dem wir institutionelle Politik machen, die bestmögliche Variante innerhalb<br />

der Handlungsspielräume ist?<br />

Und damit unterliegen wir nicht nur einem Menschenbild, das Bourdieu so umfassend<br />

soziologisch beschrieben hat, sondern auch dem dritten Scheincharakter<br />

kapitalistischer Arbeit, nachzulesen in den »Grundrissen«. Kurzgefasst, gesellschaftliche<br />

Verhältnisse in ihrer kapitalistischen Organisation erscheinen als Verobjektivierung<br />

und Versubjektivierung von Gesellschaft, d. h. die Mechanismen<br />

der gesellschaftlichen Entwicklung erscheinen als Naturgesetze – »Da kann man<br />

nichts machen« – und die Akteure überhöhen ihre eigene Rolle – »Mit uns in der<br />

Regierung wird nicht alles schlechter«. Damit einher gehen verschiedene Paradigmen,<br />

wie das Wachstumsparadigma, das Paradigma »Arbeit wird gesellschaftlich<br />

nur als Arbeit wahrgenommen, wenn sie als Lohnarbeit verausgabt wird«, und das<br />

Menschenbild des Superstars.<br />

Den Paradigmenwechsel an einem radikal linken Projekt durchspielen...<br />

Darum lasst uns an einem Projekt die Paradigmen hinterfragen und wechseln. MediaSpree<br />

ist das Symbol für das Wachstum Berlins, und mit MediaSpree wird die<br />

Spree zugebaut. Die politische Illusion: Wenn es Berlin gut geht, ist auch Geld für<br />

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