Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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Streiks von Beschäftigten in verschiedenen Branchen setzten Arbeitgeber in<br />
Deutschland derart unter Druck, dass diese keine Möglichkeit sehen, sich den Forderungen<br />
nach spürbarer Einkommensverbesserung zu widersetzen. Frisch in Erinnerung<br />
ist der Streik der Lokführer, der die Deutsche Bahn AG zu Lohn- und<br />
Arbeitszeitzugeständnissen zwang. Massenhafte Proteste gegen die unseligen<br />
Hartz-IV-Regelungen führten schließlich zu ersten Korrekturen. Die Bankrotterklärung<br />
von Bundeskanzler Schröder nach der 2005 für die SPD verlorenen Landtagswahl<br />
in Nordrhein-Westfalen und die vorgezogenen Bundestagswahlen gaben<br />
plötzlich linken Kräften einen Impuls zum Zusammenrücken.<br />
Die Welt hat dem ungezügelten Treiben des Kapitalismus lange wie in einer<br />
Schockstarre zugeschaut. Doch damit scheint Schluss zu sein. Die Gewerkschaften<br />
beginnen sich zu erinnern, dass sie zuvorderst die Interessen der abhängig Beschäftigten<br />
und nicht die des »Standorts« zu vertreten haben. Viele Menschen sind<br />
bedient von Flexibilisierung und Deregulierung, von »Reformen«, von Politikern,<br />
Beratern und Professoren, die keinen blassen Schimmer von der Wirklichkeit in<br />
Betrieben, Schulen, Universitäten oder Wohnquartieren haben, sondern die gleichsam<br />
in einem Paralleluniversum diese Welt in lauter betriebswirtschaftliche Planquadrate<br />
zerlegen und der Kosten-Nutzen-Rechnung anheim stellen. 17<br />
Das alles sind Signale der Hoffnung, dass eine Alternative zum real existierenden<br />
Kapitalismus keine Utopie bleiben muss.<br />
17 Josef Reindl: Wird das Saarland kommunistisch? A. a. O.<br />
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