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Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung

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Michael Brie<br />

Strategische Optionen der Partei DIE LINKE<br />

für eine radikale <strong>Realpolitik</strong><br />

»Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung.«<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

Blickt man wenige Jahre zurück auf die Wahlniederlage der PDS im Jahre 2002,<br />

auf den Parteitag in Gera im Herbst des gleichen Jahres, der die Partei an den Rand<br />

des Zerfalls brachte, so ist schon der Gegenstand dieses Beitrages ungewöhnlich:<br />

Eine Partei links von der SPD und ihre strategischen Optionen. Aus dem Kampf<br />

ums nackte Überleben der PDS ist mit dem Wahlantritt von Linkspartei.PDS 2005<br />

unter Führung von Oskar Lafontaine und Gregor Gysi 2007 eine neue Partei geworden,<br />

die bundesweit bei Umfragen zwischen 11 und 14 Prozent liegt, in allen<br />

ostdeutschen und in vier westdeutschen Ländern im Landtag vertreten ist, in Hessen<br />

sogar das Zünglein an der Wage für eine Rot-Grüne Koalition.<br />

Wer über Strategien von so komplexen Organisationen wie Parteien spricht,<br />

weiß, wie fragwürdig dies ist. Selten gelingt es Akteuren in Parteien, diese erfolgreich<br />

auf Strategien zu verpflichten, zumeist dominieren ungelöste Konflikte oder<br />

Versuch und Irrtum. Die SPD trat 1998 mit der Losung »Gerechtigkeit und Innovation«<br />

an, und im Resultat des Machtkampfes wurden Lafontaine verdrängt und<br />

die Agenda 2010 geboren. Die CDU verkündete 2003 auf ihrem Parteitag eine<br />

marktradikale Politik, ging so auch mit Kirchhoff in den Wahlkampf und landete<br />

in einer Großen Koalition.<br />

Strategien sind außerordentlich anspruchsvoll. Sie stellen eine erfolgsorientierte<br />

Handlungsanleitung dar, ihre Grundlage bildet eine situationsübergreifende Ziel-<br />

Mittel-Umwelt-Kalkulation, sie sind unvorstellbar ohne strategische Akteure, die<br />

in der Lage sind, Organisationen zu steuern. Sie umfassen gesellschaftliche Gestaltungs-<br />

und Machtziele zugleich (ohne Macht ist in der Politik alles nichts, und<br />

ohne Inhalte ist auch die Allmacht schwach). Strategien basieren auf der Wahl<br />

zwischen verschiedenen Optionen (wer keine Wahl hat, braucht auch keine Strategie).<br />

Und die klügsten Strategen sind hilflos, wenn sie nicht über entsprechende<br />

Ressourcen innerhalb einer Partei selbst und in der Gesellschaft verfügen. 1 Wirksame<br />

langfristige Strategien sind in der Politik deshalb Ausnahmefälle, auch wenn<br />

1 Vgl. dazu vor allem: Joachim Raschke: Politische Strategie. Überlegungen zu einem politischen und politologischen<br />

Konzept. In: Frank Nullmeier, Tomas Saretzki (Hrsg.): Jenseits des Regierungsalltags. Strategiefähigkeit<br />

politischer Parteien, Frankfurt am Main und New York 2002; Joachim Raschke, Ralf Tils: Politische Strategie.<br />

Eine Grundlegung. Wiesbaden: TS Verlag für Sozialwissenschaften 2007.Vgl. dort auch die Fallstudien zur deutschen<br />

Politik.<br />

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