Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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alle« nennen könnten. Die Begründung dafür liegt in der Verknüpfung der vier<br />
Dimensionen des Menschseins. Sie unterläuft den ärmlichen Geschmack, der dem<br />
Begriff der Teilzeitarbeit anhaftet, durch Verallgemeinerung und befreit damit zugleich<br />
vom Zwang, sich als Persönlichkeit dauerhaft ins Zwangskorsett einer so<br />
genannten Vollzeitarbeit zu denken und schon physisch außerstande zu sein, die<br />
anderen drei Dimensionen des Menschseins überhaupt, geschweige denn mit Genuss<br />
zu leben. 7<br />
7 Man könnte zweifellos spitzfindig anmerken, dass Erwerbsarbeit auch bei nur vier Stunden entfremdete Arbeit ist,<br />
das Kapitalverhältnis unangetastet lässt, Lohn nicht abschafft usw. Das ist so richtig wie falsch. Es ist jedenfalls<br />
undialektisch gedacht. Die vorgeschlagene Verkürzung des Erwerbsarbeitstages mit der Beteiligung an den anderen<br />
drei Bereichen ist zweifellos bloß Perspektive, die innerhalb kapitalistischer Verhältnisse so nicht durchführbar<br />
sein wird. Insofern bleibt sie Vision, aber politische Kraft. Dass überhaupt Erwerbsarbeit vorgesehen ist, spielt<br />
einerseits an darauf, dass gesellschaftlich notwendige Arbeit in der Form der Erwerbsarbeit erledigt wird, solange<br />
dies die herrschende Form ist. Und solange dies so ist, wird das Imaginäre einer Verkürzung zustimmen und sie<br />
mit verfolgen können, nicht aber der bloßen Abschaffung, die einen Umsturz voraussetzt, ohne an der Handlungsfähigkeit<br />
des Volkes gearbeitet zu haben.<br />
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