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Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung

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Evelin Wittich<br />

Zum Geleit<br />

Die großen Demonstrationen gegen den Irak-Krieg im Jahre 2003 und die Demonstrationen<br />

gegen die Konterreformen von Hartz-IV, die neuen und heftigeren<br />

Kämpfe der Gewerkschaften um eine andere Wirtschafts- und Sozialpolitik, die<br />

glo ba lisierungskritischen Demonstrationen gegen das G8-Treffen in Heiligendamm<br />

2007 und auch die Entwicklung einer neuen parteipolitischen Kraft in<br />

Deutschland, der Partei DIE LINKE, haben eine neue Situation der sozialen und<br />

politischen Auseinandersetzungen um die Richtung der Politik, um Macht- und<br />

Eigentumsverhältnisse, um die Zukunft unserer Gesellschaft eingeleitet.<br />

In einer solchen Situation ist es zugleich dringend notwendig, die Veränderung<br />

der Strategie der verschiedenen linken Kräfte zu analysieren, zu diskutieren und<br />

kritisch in Frage zustellen. Jeder Fortschritt wirklicher Bewegung braucht auch einen<br />

Fortschritt der Reflexion. Die <strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Stiftung</strong> hat sich in der Vergangenheit<br />

als ein Ort solcher solidarischer Reflexion erwiesen und sollte dies auch in<br />

Zukunft sein. Wir können dabei anknüpfen an viele Diskussionen zu linker Politik,<br />

zu Parteien, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, zu Fragen der Wirtschafts-<br />

und Sozialpolitik, von Nachhaltigkeit, Demokratie und Friedenspolitik.<br />

Unter kapitalistischen Verhältnissen ist linke Politik eine Politik aus der Position<br />

der realpolitischen Schwäche. Darüber sollten uns weder die Höhe von Lohnabschlüssen<br />

oder Wahlergebnisse hinwegtäuschen. Wie aber ist dann erfolgreich<br />

linke Politik möglich? Darauf gibt es eine sehr einfache Antwort – als dialektische<br />

Politik, die die Widersprüche der sozialen Kräfte in eine solidarische, eine emanzipatorische<br />

Bewegung bringt. Aber genau dies ist das Einfache, das so schwer zu<br />

machen ist.<br />

Die Autorinnen und Autoren dieses Buches, Politikerinnen und Politiker, Gewerkschafter,<br />

Aktivistinnen und Aktivisten sozialer Bewegungen und kritische Intellektuelle,<br />

haben sich der Aufgabe gestellt, nach den Zielen, Formen und Ergebnissen<br />

radikaler <strong>Realpolitik</strong> in der Gegenwart zu fragen. Der Raum der Linken ist<br />

plural, es ist ein Raum, in dem viele gleichberechtigt Platz haben. Dies ist keine<br />

Einladung zum Nebeneinander, sondern die Aufforderung zum streitbaren Miteinander.<br />

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> gebührt auch deshalb ein Ehrenplatz in der Geschichte des<br />

Sozialismus, weil sie sich immer dem instrumentellen Entweder-Oder verweigert<br />

und dem produktiven, oft schwer zu gestaltenden Widerstreit und Widerspruch<br />

verpflichtet hatte. Sie wollte die Freiheit nicht der Gleichheit, die Demokratie<br />

nicht dem Sozialismus, die <strong>Realpolitik</strong> nicht dem Radikalismus opfern oder umge-<br />

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